Ausgesoffen

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Gehobene Kölner Gegend, 4 Uhr morgens, alles still, kalter Schweiß, schnell in die Anziehsachen und zur 24 Std Tankstelle für den Alkohol, manchmal so vernebelte Sinne das er die Tanke nicht findet, oder Geld vergisst und nur um an Alk zukommen seine teure Uhr eine Tag Heuer als Pfand dalässt, die Gier ist stärker als die Scham, direkt um die Ecke für den ersten Schluck. Nachts wird die Ecke als Freiluft Toilette benutzt. Es ist keine Zeit den ersten Schluck zu Hause zunehmen, die halbe Flasche wird direkt dort geleert der Rest dann zu Hause, der Selbstekel ist nicht mehr so schlimm, ich will aufhören denkt er sich am morgen, steht aber wie so oft wieder Nachts an der Tanke.
Schon in diese wenigen Zeilen zeigt uns Bernd was auf den Leser zukommt. Geboren in der DDR, dann nach Deutschland gekommen. Eigentlich eine normale Kindheit mit seinem Bruder Carlo Thränhardt dem späteren Hochspringer. Studium, super Job, aber immer wieder Ängste. Ängste vor anstehenden Gesprächen mit Kunden, vor Sex mit Frauen. Schnell mal einen Cognac hier, eine Flasche Bier da, etwas Koks auf der Toilette. Irgendwann braucht er das alles auch ohne Anlass. Er blamiert sich und Familienangehörige mit seinem Alkoholmissbrauch. Dreimal total am Boden schafft er einen Entzug. Aber jedes Mal folgt der Rückschlag. Er verliert so ziemlich alles. Dann endlich schafft er es. Ein harter Weg. Jeder noch so kleiner Stress stellt ihn vor eine große Herausforderung. Heute arbeitet er als Suchtberater, Therapeut und Coach für Alkoholabhängige.
Das Buch ist gut zu lesen. Wobei ich denke, dass es alles bestimmt viel schlimmer war. Hochachtung vor einem Menschen der soweit unten war und es geschafft hat dem Alkohol zu entsagen. Auch den Freunden und Familienangehörigen die all die Jahre mehr oder weniger zu ihm gehalten haben gilt meine Hochachtung. Das Buch lohnt sich zu lesen. Das Cover zeigt und Bernd Thränhardt heute.