Ausgesoffen

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lunamonique Avatar

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Bernd Thränhardt, der Bruder vom berühmten Hochspringer Carlo Thränhardt erzählt von der Tiefphase seines Lebens, Alkoholabstürzen, Drogenrausch, exzessiven Partys, einem zerstörerischen Leben ohne Limit. Als Filmemacher und Journalist stand er ständig unter Druck, die beste Leistung abzuliefern, sich in der Welt der Schönen und Reichen zu beweisen. Um sich die Anspannung, das Gefühl der Überforderung zu nehmen und die Aufregung zu bewältigen, griff er zum Alkohol, wie z.B. vor dem Interview mit seinem Idol John McEnroe. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel, wie eine Herausforderung, eine positive, berufliche Wendung, ein Glücksumstand, den Druck erhöht. Eine zeitlang geht noch alles gut. Der Erfolg rechtfertigt den Alkohol. Projekte funktionieren, obwohl sie nach durchzechter Nacht umgesetzt werden. Zum Alkohol kommen Kokain, Valium, eine gefährliche Mischung. Der durchtrainierte Körper hält noch aus. Das Buch gibt einen erschütternden Einblick in das Leben eines Süchtigen, den Hochmut, die fehlende Einsicht über Jahre. Ein dunkles Loch, aus dem nicht raus zukommen ist. Hilflos müssen Familie und Freunde mit ansehen, wie sich Bernd Thränhardt zerstört. Krankenhaus- und Klinikaufenthalte bringen nicht den durchschlagenden Erfolg. Als Süchtiger muss man ganz unten sein, um wieder aufstehen zu können. Niemand kann helfen, solange man selbst sein Problem nicht einsieht, der Hebel nicht umgelegt ist. Das Buch dient als Warnung und kann für Süchtige hilfreich sein. Es ist ehrlich geschrieben, verharmlost nichts und macht klar, wie schwierig der Weg ins trockene Leben ist. Wer versucht, kontrolliert zu trinken, macht sich etwas vor. Das Scheitern zieht sich durch Beziehung, Beruf und Familie. Wer endlich trocken ist, muss sich sein Leben erst wieder völlig neu aufbauen. Aber auch das gelingt, wenn man den Mut hat und sich selbst einen Tritt in den Hintern gibt. Niemals die Hoffnung aufgeben ist die Devise. Die Anonymen Alkoholiker waren für Bernd Thränhardt eine Zuflucht. Mit ihren Regeln und Gepflogenheiten kein einfaches Terrain. Im Nachhinein dienten sie als Inspiration, selbst Suchtberater, Therapeut und Coach zu werden. Eine sehr bewegende Konsequenz, anderen Süchtigen in ihren schwärzesten Lebensabschnitten helfen zu wollen. Aus Negativem kann mit viel Einsatz etwas Positives werden. Eine tolle Botschaft! Bernd Thränhardt gewährt auch einen Einblick in das Familienleben, den Konkurrenzkampf mit Carlo. Der Tod des Vaters berührt und ist Auslöser für einen Absturz. Büchern von Prominenten eilt immer der Ruf voraus, sie wollten sch hervortun, ein weiteres Mal mit Glanz und Gloria präsentieren. Dieses Buch ist anders. Es ist ein erschütterndes Suchtdokument, eine schonungslose Abrechnung mit sich selbst. Der Mensch Bernd Thränhardt hat aus seinen Fehlern gelernt. Ruhm und Geld haben ihren Glanz verloren. Das Glück steht im Vordergrund, ein freies Leben ohne Sucht. Die Widmung für seine Eltern gibt ein deutliches Zeichen.

Das Cover zeigt einen zuversichtlichen Bernd Thränhardt. Die schwierigsten Jahre seines Lebens haben ihre Spuren hinterlassen. Ein Kerl von Mann hat wieder zu sich selbst gefunden. Die Gestaltung ist in unaufdringlichen Farben gehalten. Sehr gelungen. Das Buch verbreitet, trotz des schwierigen Themas Sucht und ein paar Wiederholungen des Gemütszustandes, keine Langeweile. Von Anfang bis Ende ein interessantes Eintauchen in eine andere Welt. Am Schluss ist man als Leser froh, die Sucht nicht ins eigene Leben gelassen zu haben. Aufrüttelnd, mit bleibendem Nachklang.