Mutmachroman für Betroffene

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Bernd Thränhardt, der Bruder des bekannten Hochspringers Carlo Thränhardt und Filmemacher beschreibt in dem Buch seinen alkoholischen Werdegang und Abstieg, aber auch seinen Ausstieg.Seinen ersten Kontakt mit Alkohol hat er schon in der Schule als Mutprobe.Später greift er immer öfter zum Alkohol um negative Gefühle zu betäuben.Als seine erste große Liebe sich von ihm trennt, reagiert er Jähzornig auf sie und ihren neuen Freund, diesen Zorn empfindet er selber eher als männlich.
Beruflich geht es für Bernd bergauf, trotz seines abgebrochenen Studiums bekommt er einen Job als Journalist bei einer “Rucksack-Produktions-Firma “.
Aber immer wieder greift er zu Alkohol, ein wichtiges Interview steht ihm bevor und um sich zu beruhigen trinkt er einen Cognac.Alkohol sieht Bernd jedoch nicht als Problem sondern als Lösung.Ohne ihn wäre er vielen Situationen nicht gewachsen.Keine Party lässt er sausen und bald kommt zum Alkohol auch noch Koks dazu.Er ist zufrieden mit seinem Leben, welches er in vollen Zügen lebt, er probiert alles aus, hat viele wechselnde Sexualpartnerinnen, auch wenn er feste Freundinnen hat.Alle anderen die einen festen Job haben führen in seinen Augen ein langweiliges “Spießer-Leben “.Immer wieder gehen seine Beziehungen in die Brüche, schade ist, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen und Kontakte teilweise oberflächlich geschildert werden.Ebenso der Kontakt zur Familie, wie reagiert die Familie auf die Sucht und vorallem der Bruder mit dem er immer ein enges Verhältnis hatte?
Mehrere gescheiterte Beziehungen später folgen immer wieder gescheiterte Entzüge.Teilweise auch keine Ernst gemeinten, die er nur für seine Arbeit macht um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.Als er einen früheren Freund öffentlich an den Pranger stellt distanziert sich auch sein Bruder von ihm.Hoch verschuldet landet er wieder bei seinen Eltern und dann kommt auch der Zeitpunkt,an dem er mehr, dass er nicht mehr kann.
Für betroffene stellt dieses Buch wahrscheinlich eine interessante Hilfe dar, die Sucht aus Sicht eines Betroffenen zu lesen.Auch Rückschläge gehören dazu und der Umgang mit negativen Gefühlen muss neu gelernt werden.
Sehr offen und schonungslos schildert der Autor seine Sucht.Er hat einen flüssigen Schreibstil und man kann der Handlung gut folgen.Durch die Masse an Informationen sind einige Handlungen jedoch nur oberflächlich angekratzt.
Das Cover des Buches fand ich nicht so ansprechend, ebenso den Titel,im Buchladen hätte ich mir aufgrund dessen wahrscheinlich noch nicht mal den Klappentext durchgelesen.