Gelungener Roman über das Frau Sein als Mutter
“Du stehst als Mutter auf einem abartig hohen Podest, und du bist verdammt, wenn sich herausstellt, dass du nur ein ganz normaler Mensch bist” (297).
Ava liebt noch von @verazischke hat mich total überrascht. Nach der Leseprobe dachte ich schon, dass das ein Buch ist, das mir gefallen könnte. Das Thema der erschöpften Mutter und den alltäglichen Herausforderungen von Mutterschaft zieht sich schon länger durch meine Lektüre (und seit fünf Jahren auch durch mein Leben ;) ). Aber dann war dieses Buch einfach so viel mehr als ich erwartet hatte und hat mich auf eine Art abgeholt, die ich mir nicht hatte vorstellen können.
Selten habe ich mich beim Lesen eines Buches so verstanden gefühlt. Dabei sind viele der Umstände bei mir ganz anders als bei Ava: Ich bin ein paar Jahre jünger, habe nur ein Kind und habe nach einem Jahr Elternzeit wieder angefangen zu arbeiten. Und doch ist es faszinierend, wie universell manche Aspekte des Mutterseins sind. Die Erschöpfung, die nicht an den Kindern liegt, sondern an der schieren Überwältigung durch nicht endende Zuständigkeiten; die Resignation, mit der viele Frauen ihre neue Rolle hinnehmen und dadurch (meist unbeabsichtigt) Rollenklischees zementieren; die Sprachlosigkeit angesichts eines Erlebens, das mit Worten nicht zu beschreiben ist: “... und immer endete es mit dem schmerzhaften Gefühl, mich nicht erklären zu können” (18).
Ohne etwas vom Inhalt zu verraten, muss ich loswerden, wie positiv überrascht und begeistert ich von der zweiten Hälfte und vor allem vom Ende des Romans bin. Hier werden ursprüngliche Tabus positiv kodiert und Möglichkeiten der Selbstbestimmung aufgezeigt. Wirklich sehr gelungen!