Mutterschaft, Liebe, Selbstfindung - ehrlich, mutig und sehr bewegend!

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annee Avatar

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Ava, 43, Ehefrau, Mutter, beschäftigt in Teilzeit. Ihr Leben verläuft in familiären und gesellschaftlichen Rollen, in Automatismen - möglichst unsichtbar, funktionierend. Als sie Kieran kennenlernt, einen Mann, der fast zwanzig Jahre jünger ist, geraten diese Konstrukte ins Wanken.
Ava verliebt sich, erlebt lange nicht gefühlte Lebendigkeit, hinterfragt, was sie wirklich sein und leben möchte.
Zugleich muss sie mit Erwartungen und Urteilen umgehen – wie viel Freiraum darf eine Frau haben, wenn sie Mutter (und Ehefrau) ist? Was ist mit dem, was sie selber will? Der Roman erzählt über Jahre hinweg: die Veränderungen, Gewissenskonflikte, familiären Belastungen und das Ringen um ein eigenständiges Ich.

Was ich daran besonders mochte (und was herausfordernd war)
Gesellschaftlicher Spiegel: Ich fand besonders stark, wie Zischke nicht nur eine Liebesgeschichte erzählt, sondern zugleich kritische Fragen stellt: Rollenerwartungen, Mutterschaft, das unsichtbare Hamsterrad, gesellschaftliche Urteile, die über Beziehungen und Lebensentscheidungen hängen.

Perspektiven & Sprache: Die Einsichten sind oft sehr nah dran, Ava wirkt lebendig, auch verletzlich. Die Sprache ist gefühlvoll, teils melancholisch, aber niemals übertrieben süß – sie zeigt auch Abgründe und das Zwiespältige.

Mein Highlight: Wie Ava sich nicht nur verliebt, sondern beginnt, sich selbst wiederzufinden und trotzdem immer versucht, ihrer Rolle als Mutter gerecht zu werden und für sich einzustehen – nicht überstürzt, sondern in kleinen Schritten, mit Zweifeln, mit Rückschlägen. Das macht sie glaubwürdig, auch wenn ich mir selbst bereits zu Beginn mehr Ehrlichkeit von Ava ihrer Familie gegenüber gewünscht hätte.


Fazit
Mein Buch des Jahres 2024. "Ava liebt noch" ist eine Geschichte, die man nicht nur liest, sondern mitnimmt. Sie erinnert daran, dass Liebe, Selbstbestimmung und gesellschaftliche Erwartungen oft in Konflikt stehen - zumindest, wenn man lange eine Rolle lebt und sich deshalb nicht traut ehrlich zu sich selbst und seinen Lieben zu sein – und dass es Mut braucht, sich sein eigenes Leben zurückzuerobern.