Auszeit

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chrischid Avatar

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Niemals wäre Lena auf die Idee gekommen außerhalb von Deutschland Urlaub zu machen. Und jetzt ist sie drauf und dran für ein halbes Jahr nach São Miguel zu gehen, mit einem Mann, den sie kaum kennt, um dort mit ihm ein altes, verlassenes Dorf zu restaurieren. Wenn alles gut läuft, könnte sie sich sogar vorstellen komplett auf die Azoreninsel auszuwandern. Familie und Freunde sind gelinde gesagt geschockt, selbst Lena weiß nicht wieso ihr dieser Plan kein Unbehagen bereitet. Doch ist es wirklich ratsam alles stehen und liegen zu lassen, um einen Traum zu leben? Wenn dieser sich mal nicht als Alptraum entpuppt...

Sollte man seine Träume leben? Absolut! Kann Liebe Berge versetzen? Möglicherweise. Sollte man alles stehen und liegen lassen für einen Mann, den man kaum kennt? Besser nicht...
So zumindest antwortet man, wenn man keine rosarote Brille auf der Nase hat. Versetzt man sich allerdings in Lenas Lage, ist man plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob man nicht ebenfalls Hals über Kopf handeln würde. Und überhaupt, es kann doch niemand mit hundertprozentiger Sicherheit voraussagen, dass alles zum Scheitern verurteilt ist. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, so heißt es doch!

Lena ist dem Leser von Anfang an sympathisch, wenn sie auch anfangs noch ein wenig scheu und zurückhaltend wirkt. Doch je intensiver ihre Beziehung zu Marco wird, desto entspannter wird sie selber und desto mehr blüht sie auf. Es ist unheimlich schön, diese Entwicklung verfolgen zu dürfen. Der Mann selber kommt etwas dubios daher. Eine mysteriöse Aura umgibt ihn, von der man noch nicht genau sagen kann, was sie bedeutet. Es muss schließlich nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, weshalb man sich ihm gegenüber neutral gibt und ihn einfach mal agieren lässt.

In gewisser Weise kommt tatsächlich Fernweh auf. Auch wenn nicht immer alles glatt läuft und Lena mehr als einen Rückschlag verarbeiten muss, sie gibt nicht auf. Gerade weil nicht alles astrein ist und dadurch absolut authentisch wird, bekommt man als Leser so ein Gefühl, als wenn auf einen selbst noch eine ähnliche Hürde warten sollte. Irgendwie möchte man sich auf den Weg machen und in Lenas Fußspuren treten, wenn da nicht die eigenen Ängste wären.

„Azorenhoch“ hat Biss. Eine explosive Mischung aus Unterhaltung, Romantik, Humor und Spannung bescheren ein paar Lesestunden von der ganz besonderen Sorte, die glücklicherweise auch nicht geschmälert werden, wenn die Handlung hin und wieder vorhersehbar wird. Nach der Lektüre ist man sicher: Das Abenteuer wartet!