Es hätte ein Hoch werden können

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bavaria123 Avatar

Von

Die Autorin
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Bettina Haskamp wurde im Jahr 1960 geboren. Sie ist gelernte Journalistin, entschied sich aber schließlich für das Leben als Autorin. Seit 2007 widmet sie sich dem Schreiben von Romanen
Sie lebt mit ihrem Mann, Hunden und Katzen in Portugal und Hamburg.
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Die Geschichte
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Helena Janssen, von Familie und Freunden Lena genannt, lebt als Rednerin für Lebens- und Trauerfeiern in Hannover. Bei einer Beerdigung lernt sie Marco Müller kennen. Der Mann mit den stiefmütterchenblauen Augen gefällt ihr auf den ersten Blick.
Marco ist ein Weltenbummler und derzeit mit einem Projekt auf den Azoren beschäftigt. Dort will er auf der Insel Sao Miguel mit seinem Bekannten Paulo Cabral ein verlassenes Dorf restaurieren.
Nach einiger Überlegung fliegt Lena zu Marco und die Dinge nehmen ihren Lauf.
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Meine Meinung
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Das Cover des Buches ist im Prinzip sehr schlicht, passt allerdings gut in den Frühling. Denn es ist frisch in Grün gehalten. Die zwei Personen, die man dann auf der Bank sitzen sieht, erinnern an die anderen Buchumschläge, die für die Bücher von Bettina Haskamp genutzt worden sind. Das ist dann wohl so eine Art Wiedererkennungsfaktor.

Ich hatte ein Buch von der Autorin mal ausgeliehen bekommen. „Alles wegen Werner“ war der Titel. Mir fehlte allerdings die Zeit, es wirklich zu lesen und so war das „Azorenhoch“ mein Debüt mit Bettina Haskamp.

Die ersten Seiten, die ich noch online gelesen hatte, ließen mich vermuten, dass mich hier ein unterhaltsamer, wenn auch nicht außerordentlich tiefgründiger Roman erwarten würde. Das kam mir gerade recht, denn ich hatte vorher zwei Bücher gelesen, die große Aufmerksamkeit erforderten und ein wenig leichtere Kost käme da zwischendurch gerade recht.

Weitere Faktoren mir das Buch interessant erscheinen zu lassen, war der Name Lena. So heißt meine Tochter auch. Und diese Lena lebt in Hannover. Meine Tochter Lena ebenfalls. So gab es eben ferner einen persönlichen Grund, mit dem Lesen dieses Buches zu beginnen. Zudem sind die Azoren mit ihrer Flora (es kommen circa 70 Pflanzen nur auf den Azoren vor) und Fauna (sehr viele Fische, sowie Wale und Delphine) auch für mich schon als Reiseziel attraktiv gewesen, allerdings zu den Zeiten, als ich dort hätte Urlaub machen können ein wenig jenseits meines Kontingentes.
Das Buch spielt auf der Insel Sao Miguel. Sie ist mit einer Breite von 16 Kilometern und einer Länge von 65 Kilometern die größte der Azorengruppe.

Die ersten Seiten sind flüssig zu lesen. Man ist sehr schnell in der Erzählung drin. Diese Geschichte verflacht dann aber schnell. Hatte ich doch eher eine Erotikerzählung in der Hand? Sehr oft wurde der Sex angesprochen. Ich bin alles andere als prüde, aber wenn dann beim Entstehen von Inseln der Sex der Götter oder bei Betonburgen der Sex der Ingenieure herangezogen wird und ansonsten die Beziehung der beiden Protagonisten vor allem in der Horizontalen spielt, ist mir das für einen Roman ein wenig viel oder auch ein wenig zu wenig von anderen Dingen.
Immer wieder versucht die Autorin mit ihrem Humor zu punkten. Der kommt bei mir allerdings nicht so ganz an. Ich finde die Reiselustigkeit von Hausstaub ebenso nichtssagend wie zusammengezogene Nasenflügel um der portugiesischen Sprache mächtig zu sein. Das wirkt für mich befremdlich und aufgesetzt.

Die Hauptfiguren, zu denen sich dann noch einige Personen auf den Azoren gesellen, bleiben leider sehr oberflächlich und uninteressant. Selbst mit Lena kann man kaum mitfühlen. Die Geschichte an sich birgt einen Kern, der sicher ausbaufähig ist, aber das findet bei diesem Werk nicht statt. Da tatsächlich auf den Azoren manche verlassenen Dörfer wieder liebevoll urban und als Ferienanlagen umstrukturiert worden sind, biete eine solide Grundlage für einen tiefergehenden Roman. Auch einige der Gedankenspiele von Frau Haskamp könnten dann umgesetzt werden, ohne albern oder oberflächlich zu sein.

Punkte gewinnt für mich das Buch durch die Beschreibung der Landschaft der Azoren. Ich habe die Farben von Meer und Pflanzen förmlich vor mir gesehen und hatte auch den würzigen Duft in der Nase. Aber das allein reicht nicht für einen durchschnittlichen oder gar guten Roman. Da würde ich dann doch eher zu einem soliden Reiseführer greifen.

Alles in allem kann ich dem Buch zwei Sterne geben. Empfehlen kann ich ihn leider höchstens, wenn man auf einer einsamen Insel nichts anders zu lesen findet, oder wenn das Wetter monatelang kein Azorenhoch aufweisen kann.
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