Baba Dunja, robust wie eine Katze

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daphne1962 Avatar

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Das Leben in Russland ist eines der Härtesten. Das weiss man spätestens nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl
im Jahre 1986. Die alte Baba Dunja lässt sich dennoch nicht unterkriegen und davon abhalten, wieder zurück in ihr
Dorf Tschernowo zurück zu kehren. Jahrelang hat sie als Krankenschwester in Malyschi gearbeitet und Kranken und
Sterbenden geholfen. Nun ist sie aber alt und selbst krank und trotzt dennoch der ganzen Misere. Eine robuste
Russin eben.

Baba Dunjas Kinder leben weit weg und ihrer Enkeltochter Laura fühlt siesich seltsam verbunden. Obwohl sie sie
nicht kennt, nur eine Fotografie von ihr hat aus Kindertagen und ein Brief, den sie nicht lesen kann. Laura lebt in
Deutschland. Sie spürt aber das Kind hat etwas mitzuteilen. Eines Tages wird ihr beschauliches Leben in der
Todeszone durcheinander gebracht.

Alina Bronsky erinnert mit diesem kleinen Büchlein an ein trauriges Kapitel in der Geschichte Russlands.
Verstrahlte Menschen, die mit ihrem Schicksal hadern oder sich total ergeben haben. In einem Dorf, in das sich
niemand traut hinzufahren.

Sie beschreibt auch die Mentalität der Russen hervorragend. Dieses reservierte Verhalten, kein Lächeln auf dem
Gesicht, bloß nicht zeigen, wie es einem wirklich geht. Dennoch sollte man sich die Zeit nehmen für die Menschen
in diesem Dorf und gedanklich mal zurück gehen in die 80er Jahre. Überlegen, wie man selbst damals mit der
Katastrophe umgegangen war. Die Menschen dort konnten nicht zurück zur Tagesordnung gehen. Sie werden
noch heute davon verfolgt.