Baba Dunjas letzte Liebe

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miro76 Avatar

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Baba Dunja war eine der ersten Tschernobyl-Heimkehrer. Ihrem Beispiel folgten einige nach. Manche waren Heimkehrer wie sie, andere bezogen einfach eines der Häuser im Dorf. Es erhebt ja niemand mehr Anspruch darauf.
Die Gemeinde besteht aus alten Leuten. Für die Jugend ist es kein Ort zum Leben.

„Wenn ich mir unser Dorf angucke, habe ich nicht das Gefühl, dass hier nur lebende Leichen herumlaufen. Manche werden es nicht mehr lange machen, das ist klar, und daran ist nicht nur der Reaktor schuld. Wir sind wenige, man braucht gerade mal zwei Hände, um alle zu zählen. Vor fünf oder sieben Jahren noch waren wir mehr, als plötzlich ein Dutzend Leute auf einmal meinem Beispiel folgte und nach Tschernowo zurückkam. Einige haben wir inzwischen begraben. Andere sind wie die Spinnen, unverwüstlich, nur sind ihre Netze eben ein bisschen wirrer.“ (S. 20)

Alina Bronsky erzählt uns hier recht anschaulich, was die Leute bewogen hatte in die Todeszone zurückzukehren und wie diese seltsame Gemeinschaft funktioniert. Wie in jedem sozialen Gefüge hat auch diese Dorfgemeinschaft ihre festen Strukturen und ungeschriebenen Gesetze.
Baba Dunja ist eine kleine Lokalberühmtheit. Über ihre Entscheidung und ihr Leben in Tschernowo wurde in den Zeitungen berichtet. Sie ist quasi die Bürgermeisterin des Dorfes und deshalb ist es auch an ihr, in Krisenzeiten Verantwortung zu übernehmen.

Baba Dunjas letzte Liebe ist ein Roman über Heimat und Familie. Über die Eckpfeiler, die ein selbstbestimmtes Leben ausmachen können. Immer wieder blickt Baba Dunja zurück auf ihr Leben und ist froh nicht mehr jung zu sein. Manches bereut sie, vieles macht sie stolz und sie gibt nie auf!