Das Leben in der Todeszone

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Baba Dunja ist mein neue Heldin! Sie ist mit ihren über 80 Jahren sehr resolut, sorgt für Ordnung in ihrem Dorf Tschernowo, das mitten in der Todeszone nach der Tschernobyl-Reaktorkatastrophe liegt. Sie war einige Jahre nach dem Unglück damals die Erste, die wieder zurückgekehrt ist in ihre alte Heimat. In ihrem Alter hat sie keine Angst mehr vor der Strahlung, sie möchte nur ihre Ruhe. Inzwischen sind noch eine Handvoll Alte ins Dorf gezogen, hier geniessen sie ihre Freiheit und die Ruhe in ihren letzten Lebensjahren, ungeachtet der Gefahr. Die Tage sind erfüllt von der Haus- und Gartenarbeit, ein Einkauf in der nächstgelegenen Stadt ist eine mehrstündige Reise zu Fuß und mit dem Bus. Baba Dunja, die ehemalige Hilfsschwester, hat so etwas wie die Rolle der Bürgermeisterin übernommen, sie wird von allen als Führungsperson respektiert. Als jedoch plötzlich ein Mann mit seiner kleinen Tochter in der Todeszone anreist kommt Unruhe in die Dorfgemeinschaft. Weiterhin spielen eine Hochzeit und ein Todesfall noch eine Rolle...

Aber es geht nicht nur um die Geschehnisse im Dorf, sondern auch um Dunjas Familie. Ihrem verstorbenen Mann begegnet sie als Geist ab und zu im Dorf, mit ihrer Tochter Irina, die in Deutschland als Ärztin lebt, hat sie Briefkontakt. Ihre bald 18jährige Enkelin Laura hat sie leider noch nie gesehen, aber sie bedeutet ihr sehr viel.

Es ist sehr schön aus den Rückblicken Baba Dunjas Entwicklung zu sehen, wie sie eigentlich erst jetzt im hohen Alter schafft ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen. Man spürt wie wenig es eigentlich braucht, um glücklich zu sein, auch ohne materielle Dinge. An diesem Roman haben mich besonders das ungewöhnliche Setting mit seiner ganz eigenen Stimmung sowie die etwas verschrobenen Figuren beeindruckt, die Alten leben wie aus der Zeit gefallen, jenseits der Zivilisation. Ein Roman über die Themen Heimat, Lebensfreude und Menschlichkeit, der zu Herzen geht.