Enttäuschend

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ismaela Avatar

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Nachdem ich im Vorfeld eine Leseprobe dieses Buches gelesen habe, hatte ich mir mehr erwartet, wurde aber letztendlich doch enttäuscht. Und dies hatte zwei Gründe:

Zum Einen wird in dieser Geschichte um Baba Dunja, die in der "Todeszone" um Tschernobyl lebt (knappe 160 Seiten lang) vieles vieles angeschnitten, aber nicht konsequent weiterverfolgt oder vertieft - die Tochter Irina in Deutschland mit der Enkelin, das (Liebes-)Leben im verstrahlten Dorf mit seinen wenigen zurückgekehrten Einwohnern, ein kleines Mädchen und ein Mord, die Miliz, ein Prozess und Straflager, die Begnadigung... Alles wird kurz angerissen und dann verschwindet das meiste wieder in der Versenkung, oder wird im Hau-Ruck-Verfahren abgehandelt. Da hätte es ein bisschen mehr Substanz gebraucht. Oder weniger Dramatisches...

Zum Anderen konnte ich die Hauptperson der Baba Dunja immer weniger leiden. Wäre sie ein realer Mensch, wäre sie eine dieser "alten Weiber", die alles erlebt und durchgemacht haben, die nichts mehr überraschen oder schocken kann, die alles (besser) wissen, und ständig ihre "Wichtigkeit" gespielt entrüstet von sich weisen, dann aber tödlich beleidigt sind, wenn sie eben mal nicht ihre Nase in alles stecken können. Die kein gutes Wort an anderen lassen und sich selbst als das Geschenk Gottes an alle und jeden ansehen. So jedenfalls kam mir die die nervige Alte Dunja vor.

Der Schreibstil ist flüssig und ich konnte es gut auf einen Rutsch durchlesen. Vielleicht schaue ich mir mal andere Bücher der Autorin an - vielleicht war dieses einfach nur der falsche Start für Alina Bronsky's Bücher...