Lebensklug und heiter

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„Baba Dunjas letzte Liebe“ ist ein Wohlfühlbuch: Die Heldin der Geschichte ist eine hochbetagte, zupackende ukrainische Greisin, die als Vorreiterin mit einigen anderen Alten in ihr angestammtes Dorf zurückgekehrt ist, das sie nach der Tschernobylkatastrophe hatte verlassen müssen. Die Strahlung sei für die Alten kein Problem mehr, ihre Tage seien sowieso gezählt. Probleme hat Baba Dunja viel mehr mit der Trennung von ihrer Familie – Tochter und Enkelin leben in Deutschland - und mit dem Alltag in einer Kommune eigenbrötlerischer Eremiten. In die Beschreibung des skurrilen Selbstversorgeralltags bricht als peripathetische Wende ein Paar Neuankömmlinge ein, deren Ankunft zu einem Verbrechen und dieses wiederum zum Umsturz des Vorherdagewesenen führt.

Und dennoch ein Wohlfühlbuch?

Ja, denn alle Personen sind weich gezeichnet, haben liebenswerte Schrullen, besitzen durchweg komische und niemals lachhafte Eigenheiten und müssen sich überdies wie in einem Schelmenstück gegen zwei Übermächte durchsetzen: die Härten des ukrainischen Strahlungswinters und die Wirrnisse der ukrainischen Bürokratie. Dabei verfolgt der Leser das Geschehen aus der weisen Erzählperspektive Baba Dunjas, die zu allem einen lebensklugen Kommentar kennt.

Es kommen alle Voraussetzungen für einen Besteller zusammen – es wirkt aber nicht auf Erfolg berechnet. Alina Bronsky ist ein wohlkalkuliertes, aber sich nie anbiederndes Kleinod gelungen, dem man seinen Erfolg gönnt.