Tolle Geschichte

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Alina Bronsky lässt in ihrem neuen Roman eine untergegangene Welt wieder auferstehen. Komisch, klug und herzzerreißend erzählt sie die Geschichte eines Dorfes, das es nicht mehr geben soll – und einer außergewöhnlichen Frau, die im hohen Alter ihr selbstbestimmtes Paradies findet. Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt nach dem Reaktorunglück die tickenden Geigerzähler und die strahlenden Waldfrüchte fürchtet, baut sich die ehemalige Krankenschwester mit Gleichgesinnten ein neues Leben im Niemandsland auf. Wasser gibt es aus dem Brunnen, Elektrizität an guten Tagen und Gemüse aus dem eigenen Garten. Die Vögel rufen so laut wie nirgends sonst, die Spinnen weben verrückte Netze, und manchmal kommt ein Toter auf einen Plausch vorbei. Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest und die Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe an ihre Tochter Irina, die Chirurgin bei der deutschen Bundeswehr ist. Doch dann kommt ein Fremder ins Dorf – und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung.
Baba Dunja ist einfach eine tolle Frau. Sie ist die erste, die ins Dorf zurückkehrt. Ihr folgen einige andere ältere Menschen, die zurück in ihre Häuser wollen. Ihre Freiheit wiederhaben wollen. Sie pflanzen Gemüse in ihren Gärten, essen ihre Tomaten und Gurken und wollen gar nicht darüber nachdenken, dass alles verstrahlt sein könnte. Baba Dunja ist über 80 Jahre alt und wird als die Bürgermeisterin im Dorf angesehen.
Sie sieht ihre erwachsene Tochter Irina alle 2-3 Jahre, ihre Enkelin Laura, die 18 Jahre alt ist, hat sie noch nie gesehen. Eines Tages kommt ein Brief von Laura, auf English, den Baba Dunja nicht lesen kann, diesen Brief aber wie einen Schatz behütet. Sie fängt sogar an, Englisch zu lernen, um endlich den Brief von Laura lesen zu können.

Da sich keine fremden Menschen ins Dorf trauen, aus Angst verstrahlt zu werden, lebt die kleine Gemeinschaft sehr abgeschieden. Aber alle scheinen sich wohl zu fühlen.

Die Idylle des Dorfes wird eines Tages gestört, als ein Fremder mit seiner kleinen Tochter auftaucht.

Baba Dunja ist einfach wunderbar, sie sieht in Jedem nur das positive, macht niemandem Vorwürfe, und stellt sich selbst und ihre Bedürfnisse in den Hintergrund.

In dem Buch finden sich viele schöne Zitate, die mich berührt haben, z.B.:
"Das ist es, was diesem Mädchen immer gefehlt hat. Sie hatte nie ein Zuhause, weil ich ihrer Mutter nicht beigebracht habe, sich im Leben wohlzufühlen. Ich habe es selbst zu spät gelernt".

Alina Bronsky schreibt poetisch, mit schönen Zitaten und mit unterschwelligem Humor diese wunderbare Geschichte um eine tolle, starke Frau. Der fließende Schreibstil ermöglicht einem das schnelle Eintauchen in diesen tollen Roman.

Für mich ein wunderschönes Buch, welches man gelesen haben sollte.