Lieblos

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alasca Avatar

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Ein rätselhafter Drogenraub ist der Aufhänger für diesen kurzen Roman. Die Zutaten stimmen: Beniamino, ein  Schmuggler und Gelegenheitskiller, will seine schöne Geliebte rächen, der übel mitgespielt wurde. Zu Hilfe eilen ihm dabei seine Freunde und ehemaligen Gefängniskumpane: Marco, Kneipenbesitzer und Ermittler, aus dessen Perspektive zumeist die Handlung geschildert wird, versteht nichts von Frauen, was er so oft versichert, dass wir es ihm schließlich glauben. Max, Kneipier und Liebhaber guten Essens, sehnt sich nach einem bürgerlichen Leben.

Dazu gesellt der Autor eine Reihe von weiterem Personal, das gut und farbig gezeichnet ist. Vor allem die Frauencharaktere - Morena, Virna, Sylvie, Greta - wirken originell und lebendig. Auch die verquere Ehre der Kriminellen, die nichts dabei finden, für die eine Frau sterben zu wollen, eine andere aber fürs Leben zu traumatisieren, wird gut dargestellt.

Aber...

Eine große Menge Drogen wird entwendet. Ein Mann wird ermordet. Eine Frau wird entführt. Eine Frau wird befreit. Die Frau wird gerächt... und auch wieder nicht. Der Plot besteht aus lauter kleinen Spannungsbögen, die aber das Buch insgesamt nicht tragen. Dazu kommt der anspruchsvolle politische Background, der auch nicht jedem im Detail präsent sein dürfte. Solchermaßen befrachtet, schleppt sich die Handlung dahin und ließ mich seltsam unbeteiligt. Keine Spur von Suspense - bis zum Ende, das keins ist. Für gewöhnlich gewinnen Bücher, wenn man sie kürzt. Aber in diesem Fall wäre weniger kaum möglich gewesen. Zuwenig Fleisch am wohlgeformten Gerippe? Bei der Stange hielt mich nur die gelungene Film-noir-Atmosphäre, die sich anfühlt wie ein Schwarzweißfilm aus den 40ern.

Was mich zudem genervt hat, und dies scheint typisch für den Autor zu sein, war, dass im Text immer wieder explizit Bezug auf den Titel genommen wird, als sei der Leser nicht in der Lage, den Bezug selbst herzustellen. Herzlichen Dank, aber als versierte Leserin nehme ich das übel! ;-)

Einen Stern gibts von mir für Charaktere und Atmosphäre. Einen weiteren für die lässige Schreibe und die authentischen Dialoge. Aber für mehr hat es leider nicht gereicht. Schade.