Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln
Das Cover und der Titel verraten es uns schon, dass uns Aline Abboud mitnehmen möchte in ihre ganz persönlichen Kindheitserinnerungen. Die aus dem Fernsehen bekannte Journalistin wurde 1988 in Ostberlin als Tochter einer (DDR-)deutschen Mutter und eines aus dem Libanon stammenden Vaters geboren. Abbouds Vater stammt aus einer christlichen, maronitischen Familie. Anekdotisch erzählt Abboud aus ihrem Leben in Berlin und vor allem von den Sommern ihrer Kindheit und Jugend, die sie mit ihren Eltern im Libanon verbrachte.
Die Zeit in der Heimat ihres Vaters, in der sie sich liebevoll umfangen von ihren Großeltern und einem sehr großen Kreis von Verwandten fühlen durfte, hat Aline Abboud nachhaltig geprägt. Die kulinarischen Genüsse, das herrliche nahe Meer, die vielen fröhlichen, traditionell geprägten Familienfeste, das soziale Leben mit Freunden, Verwandten, das Erleben der libanesischen Kultur und die Sehenswürdigkeiten machen ihre Erzählungen bunt und unterhaltsam. Ja, auch das Essen ist dabei sehr bedeutend. Denn wie sagt die Autorin: „Essen ist eben mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist immer auch Heimat, Geschichte und Identität.“ (S. 228)
Doch nicht immer waren diese Besuche derart unbeschwert. Abboud bekam auch als Kind die Gefahren der politischen Situation des Libanon mit. Dazu gehörte auch eine überstürzte Flucht der kleinen Familie Richtung Deutschland wegen kriegerischer Auseinandersetzungen. Die dadurch entstandene posttraumatische Belastungsstörung lassen Abboud die Leiden von Menschen mit Kriegserfahrung, z.B. bei Silvesterknallereien, gut nachvollziehen. (Abbouds deutsche Oma wuchs im Zweiten Weltkrieg auf, auch wenn die Autorin deren Geburtsjahr 1936 schon in die Kriegszeit verlegte. Hier hätte ein Lektorat einfach korrigieren können).
Mit Eltern aus verschiedenen Kulturkreisen werden Themen wie „Identität“ und „Heimat“ zentral. Wie und warum Abboud ihre libanesischen Wurzeln wichtig sind, kann sie uns in diesem Buch sehr nachvollziehbar darstellen. Schließlich kennt sie den Libanon nicht nur aus Erzählungen, sondern konnte ihn jahrelang hautnah erleben.
Schwerer nachvollziehbar erscheint hingegen ihre mehrmals erwähnte „Ostalgie“. Da sie kurz vor dem Mauerfall 1988 geboren wurde, stammen ihre Kenntnisse aus dem Leben in der DDR nur aus Erzählungen. Solcherart Berichte romantisieren viel und lassen gern unangenehme Dinge weg (z.B. Stasi, Unfreiheit u.v.m.). Aber in Bezug auf die Wurzeln der Familie mütterlicherseits zeigt es natürlich, wie unsicher diese sind. Damit verweist diese Thematik auch auf die derzeitigen politischen Probleme um die Entwicklung der „neuen deutschen Bundesländer“. Das wird aber nicht dezidiert formuliert. Dafür kann man gut nachvollziehen, warum die libanesischen Wurzeln einen solch großen ausgleichenden Halt bieten.
Was vermittelt Abbouds Buch? Wer fundierte, ausführliche kulturelle und historische Hintergründe zum Libanon, politische oder wirtschaftliche Lage des Landes sucht, wird hier kaum fündig. Diesen Anspruch erhebt die Autorin aber auch gar nicht. Es wird die Liebe zum Libanon und der libanesischen Familie und die Suche nach den Wurzeln in dieser Richtung sehr unterhaltsam und leicht lesbar vermittelt.
Mir haben ein wenig ein roter Faden oder die Andeutung einer persönlichen Entwicklung gefehlt. Ein bisschen mehr Bewusstsein für Geschichte und politische Zusammenhänge wären ein Gewinn gewesen.
Auf jeden Fall ist das Buch, das Aline Abboud zusammen mit Nana Heymann verfasst hat ein recht entspannender erster Kontakt mit der Kultur des Libanon, der neugierig auf mehr macht. Manch eine/r überdenkt vielleicht auch das Wort „Migrationshintergrund“ und sieht diesen mit anderen Augen.
Die Zeit in der Heimat ihres Vaters, in der sie sich liebevoll umfangen von ihren Großeltern und einem sehr großen Kreis von Verwandten fühlen durfte, hat Aline Abboud nachhaltig geprägt. Die kulinarischen Genüsse, das herrliche nahe Meer, die vielen fröhlichen, traditionell geprägten Familienfeste, das soziale Leben mit Freunden, Verwandten, das Erleben der libanesischen Kultur und die Sehenswürdigkeiten machen ihre Erzählungen bunt und unterhaltsam. Ja, auch das Essen ist dabei sehr bedeutend. Denn wie sagt die Autorin: „Essen ist eben mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist immer auch Heimat, Geschichte und Identität.“ (S. 228)
Doch nicht immer waren diese Besuche derart unbeschwert. Abboud bekam auch als Kind die Gefahren der politischen Situation des Libanon mit. Dazu gehörte auch eine überstürzte Flucht der kleinen Familie Richtung Deutschland wegen kriegerischer Auseinandersetzungen. Die dadurch entstandene posttraumatische Belastungsstörung lassen Abboud die Leiden von Menschen mit Kriegserfahrung, z.B. bei Silvesterknallereien, gut nachvollziehen. (Abbouds deutsche Oma wuchs im Zweiten Weltkrieg auf, auch wenn die Autorin deren Geburtsjahr 1936 schon in die Kriegszeit verlegte. Hier hätte ein Lektorat einfach korrigieren können).
Mit Eltern aus verschiedenen Kulturkreisen werden Themen wie „Identität“ und „Heimat“ zentral. Wie und warum Abboud ihre libanesischen Wurzeln wichtig sind, kann sie uns in diesem Buch sehr nachvollziehbar darstellen. Schließlich kennt sie den Libanon nicht nur aus Erzählungen, sondern konnte ihn jahrelang hautnah erleben.
Schwerer nachvollziehbar erscheint hingegen ihre mehrmals erwähnte „Ostalgie“. Da sie kurz vor dem Mauerfall 1988 geboren wurde, stammen ihre Kenntnisse aus dem Leben in der DDR nur aus Erzählungen. Solcherart Berichte romantisieren viel und lassen gern unangenehme Dinge weg (z.B. Stasi, Unfreiheit u.v.m.). Aber in Bezug auf die Wurzeln der Familie mütterlicherseits zeigt es natürlich, wie unsicher diese sind. Damit verweist diese Thematik auch auf die derzeitigen politischen Probleme um die Entwicklung der „neuen deutschen Bundesländer“. Das wird aber nicht dezidiert formuliert. Dafür kann man gut nachvollziehen, warum die libanesischen Wurzeln einen solch großen ausgleichenden Halt bieten.
Was vermittelt Abbouds Buch? Wer fundierte, ausführliche kulturelle und historische Hintergründe zum Libanon, politische oder wirtschaftliche Lage des Landes sucht, wird hier kaum fündig. Diesen Anspruch erhebt die Autorin aber auch gar nicht. Es wird die Liebe zum Libanon und der libanesischen Familie und die Suche nach den Wurzeln in dieser Richtung sehr unterhaltsam und leicht lesbar vermittelt.
Mir haben ein wenig ein roter Faden oder die Andeutung einer persönlichen Entwicklung gefehlt. Ein bisschen mehr Bewusstsein für Geschichte und politische Zusammenhänge wären ein Gewinn gewesen.
Auf jeden Fall ist das Buch, das Aline Abboud zusammen mit Nana Heymann verfasst hat ein recht entspannender erster Kontakt mit der Kultur des Libanon, der neugierig auf mehr macht. Manch eine/r überdenkt vielleicht auch das Wort „Migrationshintergrund“ und sieht diesen mit anderen Augen.