Luise Kaller: preußisch, praktisch & sehr, sehr gut!

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Ich bin von diesem Sachbuch, das eine werdende Mutter über die Zeit des Kinderwunsches über Schwangerschaft und Geburt bis zur ersten Zeit mit dem Kind begleiten soll, aber prinzipiell natürlich allen Interessierten und vor allem auch den zukünftigen oder wieder-Vätern offensteht, sehr begeistert. Und das nicht nur, weil ich als kinderlose 29jährige, die plant in den nächsten ca. 5 Jahren Mutter zu werden, zur Zielgruppe des Buches gehöre und später wohl auch in die Statistik – über die Kaller informiert – wonach die meisten Frauen bei der Erstgeburt zwischen 30 und 35 Jahren sind (früher waren sie zwischen 25 und 29!) gehöre.

Kaller schafft es mit ihrer sympathischen Persönlichkeit jeden Schwangerschafts-Laien umfassend zu informieren, ohne dabei je dröge oder doktrinär zu werden. Sie sagt ganz klar ihre Meinung (zur Geburt im Krankenhaus, zur PDA, zum Wunschkaiserschnitt-ja zu den ersten beiden, eher nein zum letzten), ohne aber je eine Frau zu verurteilen, die sich anders entscheiden will. Sie spricht einfach aus Erfahrung und ist dabei sehr informativ. Das geht von Einkaufstipps (was braucht man, was nicht), über die genaue Erklärung der Kürzel, die einem im Laufe der Schwangerschaft zumindest im Mutterpass begegnen werden bis hin zu den Phasen der Geburt und was genau der Vater so machen sollte (oder darf) während die Frau die absolute Ausnahmesituation ihres Lebens erlebt. Sie klärt auf über heikle oder umstrittene Themen wie Frühgeburt, Stillen etc. und ist gleichzeitig immer lebensnah und praktisch unterwegs, was für werdende Mütter sehr hilfreich sein kann (wann muss ich mich beim Krankenhaus anmelden, wann kann/sollte ich den „PDA“-Zettel unterschreiben und was kommt eigentlich in die Tasche, die ich unbedingt ins Klinikum mitnehmen sollte). 

Das absolut Positive an dem Buch ist für mich außerdem, dass sie dem Klischee von der strengen, bärbeißigen Hebamme mit Hang zum Feldwebelton überhaupt nicht entspricht. Während ihrer gesamten Erzählung (ich nenne sie mal so, weil sich dieses Buch tatsächlich ohne fiktional zu sein wie ein literarisches Werk „runterlesen“ lässt) gibt sie sich äußerst nahbar, beantwortet tatsächlich alle Fragen (jedenfalls die, die ich im Kopf hatte) und wo nicht, wo diese Fragen dem subjektiven, z.B. Schmerzempfinden unterliegen sagt sie, dass die Frau auf sich vertrauen soll („Sie schaffen das!“-so ihr mantraartig wiederholtes Credo). Außerdem ist sie witzig, erzählt – wo es das Thema zulässt – leichfüßig und charmant, ohne je inkompetent zu wirken. 

Fazit: diese Frau weiß wovon sie spricht! Man kann nur dankbar sein, dass jetzt ein größeres Publikum an ihren Erfahrungen teilnehmen kann. Lange habe ich ein „Sachbuch“ nicht mehr so verschlungen: absolut verdiente 5 Sterne!