Erbaulicher Werkzeugkoffer für politischen Aufbruch

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francadazwischen Avatar

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Ulf Buermeyer und Philip Banse machen mit ihrem Podcast "Die Lage der Nation" zugängliche journalistische Auf- und Erklärarbeit zum aktuellen politischen Geschehen in Deutschland und der Welt. Mit "Baustellen der Nation" übertragen sie ihre Konzepte nicht nur sehr gut ins geschriebene Wort und machen ihre Arbeit damit auch Nicht-Podcast-Hörer*innen zugänglich, sondern konnten sich auch Themen widmen, die sich nicht (nur) in wochenaktuellen Nachrichten wiederfinden.

Gut erklärt, streckenweise sehr dicht (und für mich dadurch etwas zäh) erzählen sie in 9 Kapiteln von größeren politischen Baustellen in Deutschland, die uns allen im Alltag begegnen. Dabei versuchen sie sich nicht nur an einer historischen und politischen Einordnung, sondern bringen auch pragmatische Lösungsvorschläge auf den Tisch. Wie realistisch diese in ihrer Umsetzung sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Mir haben sie aber das Gefühl gegeben, dass es für komplexe Probleme tatsächlich gar nicht so komplizierte Lösungswege geben könnte, und mich damit durchaus optimistischer gestimmt. Ich hätte mir teilweise mehr Zeit für die einzelnen Themen gewünscht, sehe aber auch, dass sich das Buch dann ein weniger breites Publikum angesprochen hätte.

Besonders habe ich mich über die Einordnung der eigenen priviligierten Positionierung der Autoren und das letzte Kapitel "Bye, bye, Happyland" gefreut. Derartige machtkritische Haltungen und Bewusstsein über die eigene Situierung ist durchaus (leider) nicht selbstverständlich in dieser Medien-Nische und sehr erfrischend.

Ich würde das Buch allen politisch interessierten Personen empfehlen, die sich einen guten Einstieg in die tiefere Auseinandersetzung mit dem Politischen wünschen. Für Nicht-Interessierte schätze ich das Buch schon zu tiefgehend ein, da es sich gerne an der ein oder anderen Stelle in Details von Gesetzestexten etc. stürzt.
Für mich war "Baustellen der Nation" ein bereicherndes Leseerlebnis.