Leichte Lektüre für zwischendurch

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skaramel Avatar

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Manchmal muss man einfach raus, die eigene Welt hinter sich lassen und zu sich selbst finden. So geht es Bea, als ihr Mann sie für seine Affäre verlässt und ihre Tochter nach dem Abitur auszieht und ungeplant schwanger wird. Da kann der Kopf schon mal voll werden und man sich selbst verlieren. Daher macht sich Bea auf in den Urlaub, nach San Sebastian, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Dort will sie ihr Leben ordnen, wieder zu ihrer Schwester finden und endlich mal durchatmen. Doch es kommt anders als man denkt: Sie ordnet nicht ihr Leben, sie kriegt gleich ein ganz Neues.

Tessa Henning sagte mir vor ihrem Roman „Bea macht blau“ noch nichts, doch die Leseprobe rief Erinnerungen an „Die Dienstagsfrauen“ von Monika Peetz hervor. Alles, was daran erinnert, kann am Ende nur gut zu lesen sein und so war es auch. Die Geschichte von Bea zieht einen direkt in den Bann, gekoppelt mit der Kurzweiligkeit des Romans habe ich gerade einmal zwei Tage für Beas Selbstfindung gebraucht.
Rein vom schreiblichen Können kann an Tessa Henning nichts ausgesetzt werden. Sie weiß, was sie kann und fesselt gekonnt den Leser mit dem spanischen Flair. Wer träumt nicht von einer Existenz in einem kleinen Dorf am Meer?

Doch auch wenn der Einstieg geschmeidig war, der Schreibstil stimmt und die Story fesselnd ist, blinken dort oben drei Sterne und nicht fünf. Woran das liegt? Am Ende. Die Kunst eines Autors ist es zum einen eine gute Idee zu haben und diese umzusetzen – das schafft Tessa Henning fabelhaft. Ihre Figuren sind durchdacht und mit Liebe zum Detail. Zumindest die Hauptakteure. Das Andere, was ein Autor können muss, ist ein Ende finden, die losen Fäden einer Geschichte verbinden und ein großes Ganzes erschaffen. Leider ist das die größte Schwachstelle in diesem Buch, denn in dem letzten Viertel wirkt es nicht mehr rund. Da ist auf einmal Xavier, Beas Flirt, der viel zu konstruiert und maßgeschneidert in die Situation passt. Auch Caro, die sowie das ganze Buch wie eine farblose Konstruktion mit jeglichen Klischees wirkt, und ihre Geschichte kriegen ein passendes Puzzlestück, was auch viel zu vorhersehbar war, als dass man diese Wendung „genießen“ könnte. Gleiches gilt für das „große Endgeheimnis“, das Bea lüftet. Ein aufmerksamer Leser dürfte den Braten schon bei Beas Ankauft in Spanien erkannt haben.

Schade, schade, schade – denn so bleibt „Bea macht blau“ eine leichte, angenehme Lektüre für zwischendurch, überwindet aber leider nicht den Punkt ein Buch mit Substanz zu werden. Trotzdem eine gute Unterhaltung mit gelungenem Schreibstil. Perfekt für den Strand oder eine Ablenkung nebenbei.