Die Geheimnisse des Towers

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chrischid Avatar

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Im New York des Jahres 2118 hat das höchste Gebäude der Welt 1000 Stockwerke, die Meilen bis zum Sockel sind kaum greifbar. Die schöne Avery lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder in der obersten Etage, wird von allen geliebt, aber auch beneidet. Einzig sie selbst empfindet ihr Leben nicht als perfekt, denn sie darf nicht mit dem Jungen zusammen sein, für den ihr Herz schlägt. Überhaupt tummeln sich allerhand Geheimnisse hinter den Mauern, egal ob in den oberen oder unteren Etagen. Auf einer Party eskaliert plötzlich die Situation, es geschieht das Unfassbare...

Bereits im Prolog wird der Leser mit dem Unglück konfrontiert, in dem die Ereignisse schlussendlich gipfeln werden. Doch um wen genau es sich handelt wird noch nicht preisgegeben, der Leser sieht es als seine Aufgabe an, während des Lesens herauszufiltern was möglicherweise geschehen wird. Im Idealfall bevor es zur Auflösung kommt. Zunächst aber ist man schier überwältigt ob der Beschreibungen des Towers und des Lebens im Jahre 2118. Technologische Veränderungen gibt es auch heute schon am laufenden Meter, doch die hier beschriebene Entwicklung in den nächsten hundert Jahren, wenn man sie einmal als gegeben annehmen würde, ist einerseits beeindruckend, andererseits angsteinflößend. Dennoch findet man sich schnell zurecht, denn es ist leicht sich auf die Geschichte einzulassen. Katharine McGee entführt den Leser regelrecht mit ihrem eingängigen Schreibstil, der keinerlei Verzierungen bedarf, um fesselnd zu wirken. Schnell ist man im Geschehen als wäre man selbst Bewohner des Towers.

Erzählt wird aus der beobachtenden Perspektive, doch wird pro Kapitel das Hauptaugenmerk auf jeweils einen Protagonisten gelegt. So erhält man einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt der Figuren und erfährt sämtliche Geheimnisse, die aber für die weiteren Charaktere unsichtbar bleiben, egal wie nah sie sich anderweitig kommen. So zeigt sich, dass sich die Welt als solche zwar radikal verändert, manche Dinge, vor allem das Emotionale betreffend, aber immer noch gleich sind. Intrigen und Neid sind ebenso an der Tagesordnung wie Liebe und Zusammenhalt. Jeder Leser wird sich sicherlich mit mindestens einer Figur gewissermaßen identifizieren können und eine besondere Verbindung zu ihr aufbauen. So wird man noch tiefer eingesogen, die Atmosphäre heizt sich regelrecht auf.

Trotz der knapp über 500 Seiten vergeht die Lesezeit wie im Flug. Und doch fehlt im Nachhinein das gewisse Etwas. Nicht, dass man einen negativen Beigeschmack verspüren würde – außer vielleicht, dass es noch so unendlich lange dauert, bis endlich der zweite Teil erscheint – aber irgendwie fehlt der Pep, vielleicht eine unerwartete Wendung oder ähnliches. Womöglich ist man aber auch einfach nur zu ungeduldig oder vorschnell und wird im nächsten Band genau das bekommen.