Eine spannende Mischung aus „Pretty Little Liars“ und „Gossip Girl“ in einem unglaublich originellen Setting!

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ricysreadingcorner Avatar

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Manhattan ist im Jahre 2118 noch mehr in die Höhe geschossen und zwar in einem einzigen Gebäude, genannt einfach „Der Tower“. Ganze Tausend Stockwerke ragt dieser Riese in den Himmel empor.
In diesem Turm leben auch Avery, Leda, Eris, Watt und Rylin.
Während Rylin, die versucht, sich und ihre Schwester nach dem Tod ihrer Mutter irgendwie mit mühseligen Jobs über Wasser zu halten und Watt, der sich mit semi-legalen Hacker-Jobs ein bisschen was dazuverdient, enge Appartements auf den unteren Etagen bewohnen, spielt das Leben von Avery, Eris und Leda in den „upper floors“ nach ganz anderen Regeln. Glamuröse Partys, Shopping-Touren und Yoga-Stunden in exklusiven Clubs gehören dort zum Alltag. Doch auch sie habe ihre Probleme. Leda hat den Sommer nicht, wie jeder glaubt, im Urlaub verbracht, sondern in einer Entzugs-Klinik. Eris findet erschreckende Wahrheiten über ihre Familie heraus, die ihr Leben zu zerstören drohen, und Avery, das Mädchen das alles hat, das mit modernster Gentechnik aus den besten Genen ihrer Eltern zusammengemixt wurde, um „perfekt“ zu sein, die das Penthouse im tausendsten Stock bewohnt, die scheinbar alles haben kann, wovon man nur zu träumen wagt, will aus tiefstem Herzen nur das Eine, was sie doch niemals haben kann…
Averys und Ledas Freundschaft wird auf die Probe gestellt und droht für immer zu zerbrechen und auch Eris sieht sich bald gezwungen sich von ihnen abzuwenden. Rylin und Watt hingegen, werden immer mehr in die komplizierten Verhältnisse der Upper-Class verstrickt.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf bis eine Party für eine von ihnen tödlich endet.

Meine Meinung
Der Aspekt, der mich sofort gefesselt hat, war der Turm… und außerdem der Fakt, dass direkt im Prolog ein Mädchen, unbekannter Identität bei einer Party aus dem obersten Stock stürzt, bevor die Geschichte erst einmal ein paar Monate zurückspringt.
Aber zuerst mal zurück zum Turm:
Auf interessante Zukunftsvisionen springe ich immer schnell an und dass die Menschheit es in dieser mal geschafft hat sich nicht durch Kriege, Umweltverschmutzung oder unüberlegte Experimente selbst fast komplett zu Grunde zu richten, einen großen Teil zu versklaven oder die Erde gänzlich unbewohnbar zu machen, schien mir ziemlich erfrischend.
Der Tower macht dennoch das soziale Gefälle der Bewohner Manhattans mit großem Symbolcharakter sichtbar: oben wohnen die Superreichen, in der Mitte tummelt sich die Mittelschicht und unten leben die, die jeden Monat darum bangen müssen, ob sie es schaffen, das Geld für die Miete rechtzeitig zusammenzukratzen und dann noch genug zum Essen zu haben.
Der Tower ist somit eine Welt für sich, deren Bewohner ihn nur selten verlassen. Ganze ehemalige Bezirke Manhattans sind darin nachgebildet, sogar die Parks finden sich im Turm wieder. Die meiste Zeit war ich während des Lesens einfach nur von dieser Vorstellung fasziniert.
Auch andere technische Errungenschaften, die sich die Autorin ausgedacht hat, sind sehr interessant. Die Menschen tragen Kontaktlinsen, die wie unsere heutigen Smartphones funktionieren. Alle wichtigen Infos, eingegangene Nachrichten etc. werden dadurch direkt in die Augen projiziert. Durch leises Murmeln werden diese bedient. Watt, der über ein enormes technisches Know-How verfügt, hat diese für sich sogar mit einer illegalen künstlichen Intelligenz erweitert, die ihm natürlich einige Vorteile verschafft.
Von diesem Setting und dem ganzen technischen Firlefanz einmal abgesehen, hat die Story jedoch sehr große Ähnlichkeit mit der Gossip Girl-Reihe, sogar die Charakter-Konstellation erinnerte mich immer wieder daran. Doch diese Story geht noch weiter als die Lügen und Intrigen. Die Ausmaße, die das Ganze mit Erpressungen, illegalen Machenschaften und am Ende sogar einem unnatürlichen Todesfall annimmt, lässt an Pretty Little Liars denken.
Die enormen Ähnlichkeiten zu den beiden genannten Reihen, sorgen leider dafür, dass ich für die Story keine vollen fünf Sterne geben kann, obwohl die Idee des Towers, diese verdient hätte.
Die Ähnlichkeit hat mich jedoch beim Lesen überhaupt nicht gestört, der Roman ist nämlich mindestens genauso spannend – ein absoluter Page-Turner!
Die Charaktere sind leider wirklich nichts Besonderes. Wie schon gesagt, erinnern auch sie mich an die Charaktere in Gossip Girl und sind meiner Meinung nach leider sehr stereotypisch und oberflächlich.
Der Story tut das jedoch keinen Abbruch, denn sie lebt von der Spannung. Auch die Erzählweise, dass in jedem Kapitel die Erzählperspektive zu einem anderen der genannten Charaktere wechselt, trägt dazu bei. Da kommt das typische nervenaufreibende IchWillAberJetztWissenWieEsHierWeiterGeht-Gefühl auf! Und dabei ist es gut, sich schnell in die Charaktere hineindenken zu können.
Der Schreibstil ist ebenfalls sehr locker und einfach und trägt somit gut zum Lesefluss bei. Ich persönlich hätte mir an manchen Stellen noch mehr Erklärungen zur Architektur und zum inneren Aufbau des Turms gewünscht…Andererseits lässt das natürlich auch viel Freiraum für die Fantasie. Falls die Story mal verfilmt wird (und das will ich hoffen!) bin ich gespannt, wie die Filmemacher das interpretieren.
Die Aussage finde ich bezogen auf die Zukunftsvision, dass die Menschen sich angesichts zunehmender Überbevölkerung und Landflucht in den Ballungsgebieten nun in die vertikale Richtung ansiedeln und dies eine fast symbolische Wirkung auf das soziale Gefüge der Gesellschaft hat, ziemlich interessant und fast schon sozialkritisch.
Das altbekannte Geplänkel über die Reichen und Schönen, zu denen jeder dazugehören möchte, deren Leben aber auch seine dunkle Kehrseite hat und die Weisheit „Je höher du kommst, desto tiefer kannst du fallen“ (in diesem Zusammenhang fast schon ironisch wörtlich zu nehmen) sind aber einfach nur das: altbekannt und ausgelutscht. Es geht sowieso nie ein Charakter mit der Einsicht daraus hervor, lieber von Anfang an die Finger davon zu lassen und sich mit einem einfachen, glücklichen Leben zufrieden zu geben. Das glamouröse, oberflächliche Upper-Class-Leben scheint immer das Erstrebenswerteste zu sein…das stört mich ein bisschen.
Aber gut, ein solcher Roman, der so sehr von der Spannung lebt, braucht auch keine tiefgründige Aussage, solange es Spaß macht, ihn zu lesen! Und das machte es mir auf jeden Fall!
Schade, dass Titel und Cover in der deutschen Ausgabe so sehr verändert wurden. Der englische Titel "The Thousandth Floor" klingt mysteriös und irgendwie bedrohlich und passt somit sehr gut zum Buch...Warum in der deutschen Version „Beautiful Liars“ daraus gemacht werden musste und der Turm durch ein nachdenklich nach unten schauendes hübsches Mädchen ersetzt werden musste ist mir gänzlich unerklärlich. Damit es noch mehr nach Pretty little Liars, Gossip Girl, The Lying Game etc. klingt und aussieht?
Immerhin weiß man beim deutschen Titel auch, was man in etwa bekommt, nur dass der Fokus auf das Einzigartige, Interessante in diesem Roman – der Turm – fehlt…

Fazit
Eine spannende und leicht zu lesende Story über die Lügen und Intrigen hinter der schillernden Fassade der High Society, die hier wirklich ziemlich hoch über den Wolken schwebt! Durch das Interessante Setting und die Science-Fiction-Elemente, hebt sich dieser Roman zudem von vielen anderen ab.
Für Fans von „Pretty Little Liars“ und „Gossip Girl“ absolut zu empfehlen!
Band 1 lässt zum Schluss viele Fragen offen und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!