Süchtig, gierig, tot

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bookworm53 Avatar

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„Bedrohliche Provence“ von Pierre Lagrange ist ein Krimi voller Spannung, Rätsel und mit stimmigem Lokalkolorit.

Worum geht es?
Ein Liebespaar wird erschossen aufgefunden. Die junge Frau ist die Nichte eines Bekannten von Ex-Commissaire Albin Leclerc. Ein guter Grund für ihn Ermittlungen anzustellen. Rätsel gibt vor allem das Motiv auf. Und dann geschieht ein weiterer Mord. Je mehr Albin Leclerc involviert ist, desto gefährlicher wird es für ihn …

Bereits das Cover stimmt mit einem typisch provenzalischen Motiv sehr eindrucksvoll auf das Umfeld ein, in dem der Krimi spielt. Das Buch erschien 2024 und ist bereits der zehnte Band dieser Reihe mit Commissaire Albin Leclerc als Hauptakteur. Nichtsdestotrotz kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Flair der Provence kommt sehr eindrucksvoll zum Ausdruck durch stimmungsvolle Szenerien, wie das Boulespiel, oder Erwähnung markanter Sehenswürdigkeiten wie das Chateau d’If bei Marseille. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch weder über Orts- noch Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Sehr geschätzt habe ich die auf der Umschlagseite innen befindliche Landkarte der Provence, wodurch ich die Schauplätze sehr gut überblicken konnte.

Der packende Prolog spielt zwar in Afrika, doch welcher Bezug zu den Morden besteht, kristallisiert sich erst gegen Ende heraus. Von Beginn an ist man voll in die Ermittlungen integriert und mit den rätselhaften Komponenten konfrontiert. Offiziell bearbeiten Capitaine Cat Castel und Capitaine Alain Theroux den Fall, doch Albin Leclerc liefert als externer Berater dank seiner Erfahrung, seinem Spürsinn und guter Kontakte aus seiner aktiven Zeit immer wieder wertvolle Hinweise. Dennoch tappen sie lange im Dunkeln, was Motiv und Täter anbelangt. Immer mehr Verdächtige werden aufgespürt, zwielichtige Machenschaften aufgedeckt. Durch zwischengeschaltete Perspektivenwechsel zum Täter gewinnt man als Leser einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern. Dennoch bleibt es hochgradig spannend, denn nun entwickelt sich ein Wettlauf gegen die Zeit. Actionreich, bis es schließlich in einem dramatischen Finale gelingt, den Täter zu stellen.

Albin Leclerc besticht durch Persönlichkeit. Er hat eine sympathische Ausstrahlung, er wirkt souverän, man spürt seine Routine, seine Erfahrung. Er zeigt keine Launen und sein Familienleben verläuft auch harmonisch. Jetzt. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass es in den Vorgängerbänden in seinem Privatleben doch so manche Turbulenz gab. Es ist sicher interessant, die Reihe kontinuierlich ab Beginn zu verfolgen. Denselben Eindruck gewann ich auch bezüglich Cat Castel und Alain Theroux, deren Privatleben nur peripher gestreift wird. Auch wenn die beiden Albin Leclercs Einmischung in ihre Ermittlungen nicht goutieren, herrscht doch eine freundschaftliche Atmosphäre vor.

„Bedrohliche Provence“ ist ein spannender Regionalkrimi mit einem interessanten Fall mit einem ungewöhnlichen Hintergrund, der Einblick in Machenschaften gibt, über die man sich üblicherweise keine Gedanken macht. Ich habe die Lektüre sehr genossen und freue mich auf weitere Fälle.