Beeren pflücken slowed me down

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bluenotes Avatar

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Endlich habe ich „Beeren pflücken“ gelesen und dachte mir zunächst: „interessanter Buchtitel“. Auf den ersten Blick für mich nicht catchy, weil er in derselben Kategorie liegt wie „Pilze sammeln“, „Wäsche waschen“ oder „Spazieren gehen“. Vielleicht ist das aber genau der Trick: einen harmlosen, fast langweiligen Titel wählen, der gerade dadurch Aufmerksamkeit erzeugt.

Gott sei Dank geht es nicht darum, über drei­hundert Seiten lang Beeren zu sammeln, sondern um Verlust und darum, was dieser mit Menschen macht. Peters erzählt von einer indigenen Familie, deren Sommer von der Arbeit in den Blaubeerfeldern geprägt ist, und parallel von einem Mädchen, das in einem streng kontrollierten Zuhause groß wird.

Zwei Figuren stehen im Zentrum, zwei Lebenswelten, scheinbar weit voneinander entfernt. Beide tragen etwas aus ihrer Kindheit mit sich herum, das sie nie loswerden. Das Buch zeigt, wie sich so etwas einbrennt und wie es das Leben von innen heraus steuert. Früh wird klar, in welche Richtung das alles zeigt.

Das Tempo ist langsam. Wer einen Sog über Handlung sucht, wird enttäuscht werden. Wer Atmosphäre und innere Logik mag, kommt auf seine Kosten.

In der Geschichte wird viel über Verlust gesprochen, ohne es als Leid auszustellen. Es zeigt, dass Trauer nicht linear verläuft, sondern als Hintergrundrauschen bleibt. Ich hätte mir an ein paar Stellen mehr Reibung gewünscht, weniger Ausweichen ins Andeutende. Das ist Geschmackssache.

Fazit: Ich habe „Beeren pflücken“ gern gelesen. Aber die Art, wie die Geschichte erzählt ist, hat mein Lesen gebremst. Kein Buch, das man einfach weginhaliert, sondern eins, bei dem man automatisch langsamer wird. Mal spannend, mal anstrengend, aber am Ende lohnend.