Das Schicksal ist ein Betrüger

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"Uns verband die gemeinsame Liebe zu
Stille und Einsamkeit. Wir waren still, ohne allein zu sein."

Im Sommer 1962 verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos, während ihre Familie als Erntehelfer Blaubeeren pflückt. Ihr Bruder Joe, der sie als Letzter gesehen hat, leidet ein Leben lang unter Schuldgefühlen und dem schmerzhaften Verlust.

Zur gleichen Zeit wächst das Mädchen Norma in einer scheinbar intakten Familie auf. Doch je älter sie wird, desto stärker fühlt sie, dass etwas in ihrer Herkunft nicht stimmt. Wiederkehrende Träume, eine überfürsorgliche Mutter und ein emotional abwesender Vater nähren in ihr den Verdacht, dass sie nicht das ist, was man ihr glauben macht.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Joe und Norma erzählt. Nach und nach nähern sich die beiden Lebensgeschichten und Erzählstränge einander an – bis die Wahrheit dann schließlich nicht länger verborgen bleiben kann.

Amanda Peters gelingt mit „Beeren pflücken“ ein durchaus eindrucksvolles Debüt, das sich durch seine ruhige Erzählweise und melancholische Tiefe auszeichnet. Die Geschichte selbst entfaltet sich nur recht langsam, aber dafür stetig. Der Einstieg ist dabei leider zugegeben langatmig, doch die Geduld wird schließlich mit einer sowohl sehr emotionalen als auch gut konstruierten Handlung belohnt. Die Charaktere sind vielschichtig und entwickeln sich im Verlauf der Geschichte deutlich weiter.

Insgesamt ist „Beeren pflücken“ kein einfaches, aber gerade deshalb auch lesenswertes Buch, das durch seine außergewöhnliche Thematik und eine feinfühlige Erzählweise überzeugt.