Eine traurig schöne Geschichte

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ellen zisgen Avatar

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Es gibt Geschichten, da braucht man lange um einen Zugang zu finden und es gibt Geschichten, da ist man nach ein paar Seiten schon voll drin und will das Buch nicht mehr aus der Hand legen. So erging es mir mit diesem Roman!

Im Sommer 1962 fährt eine indigene Familie aus Nova Scotia in Kanada wie jedes Jahr nach Maine in die USA, um dort auf den Feldern als Erntehelfer zu arbeiten. In diesem Jahr passiert jedoch was schreckliches! Ihre jüngste Tochter, die vierjährige Ruthie, verschwindet spurlos. Trotz intensiver und langer Suche wird sie nicht gefunden. Die ganze Familie ist bestürzt und gibt die Suche und die Hoffnung nicht auf. Besonders Joe, der jüngste Sohn der Familie, ist betroffen - hat er doch immer mit seiner kleinen Schwester des nachts im Gras gelegen und zu den Sternen geschaut und er war es auch, der sie zuletzt gesehen hat. Schudgefühle keimen auf und bleiben.
Auch als sein älterer Bruder durch Gewalt eines "Weißen" stirbt, fühlt er sich schuldig, da er dabei war und nicht eingegrifen hat. Diese großen Schuldgefühle prägen sein zukünftiges Leben.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Joe und Norma erzählt. Norma ist die verschwundene Ruthie - das ist von vorne herein klar und sie erzählt ihre Geschichte. Wie sie aufgewachsen ist, was Erinnerungen mit ihr machen und wie sie über Hinweise stolpert, aber nicht begreift.
Beide Geschichten sind ruhig und ohne Schnörkel geschrieben und doch so unbeschreiblich spannend. Es sind Geschichten voller Liebe und Trauer, Verluste und Versöhnung, Ethne und Prägung.
Ich habe das Buch so gerne gelesen und war so in beider Geschichten drin, daß ich oft meinte, ich könnte Ihnen meine tröstende Hand reichen.
SEHR große Leseempfehlung!