Kraftvolle Sprache

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sabine Avatar

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Eine indigene Familie aus Nova Scotia kommt im Juli 1962 wie jedes Jahr in Maine an, um den Sommer über Blaubeeren zu pflücken. Doch dieses Mal verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos und wird nicht wiedergefunden. Ihr sechsjähriger Bruder Joe, der auf sie aufpassen sollte, wird für den Rest seines Lebens nicht mit seinen Schuldgefühlen fertig. Als Erwachsener trinkt er und zerstört seine Beziehungen.

Zur gleichen Zeit wächst in Maine ein Mädchen namens Norma allein in einer gut situierten Familie auf. Ihr Vater ist Richter, er begegnet ihr freundlich aber distanziert. Ihre Mutter überwacht jeden ihrer Schritte und behütet sie wie ein Kleinod, emotional ist sie jedoch ebenfalls nicht erreichbar. Norma träumt oft von einer anderen Welt, in der sie sich wie zuhause fühlt. Auch fallen ihr Ungereimtheiten in ihrer Vergangenheit auf, doch ihre Fragen werden von den Eltern abgewiegelt.

Amanda Peters hat eine melancholische Geschichte über Verlust, Traumata, Schuldgefühle, Identität und soziale Diskriminierung geschrieben. Die Leser folgen den Lebenswegen der Protagonisten Joe und Norma über fünfzig Jahre. Besonders gut hat mir die kraftvolle Sprache der Autorin gefallen. Anschaulich und empathisch schildert sie das Schicksal der beiden Hauptfiguren. Nicht ganz überzeugt hat mich das Verhalten Normas. Sie findet soviele Hinweise, die berechtigte Zweifel an ihrer Herkunft wecken und lässt sich trotzdem immer wieder einreden, dass sie fantasiert. Insgesamt ist es dennoch ein gelungenes Werk, das ich gern gelesen habe.