Zwei Leben

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ullap64 Avatar

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In den frühen 60er Jahren kommt eine indianische Familie regelmäßig im Sommer nach Maine, um dort als Beerenpflücker ihren Unterhalt zu bestreiten. Eines Tages verschwindet die 4jährige Tochter Ruthie spurlos, ihr einige Jahre älter Bruder Joe hatte sie zuletzt gesehen. Ruthie taucht nie wieder auf, die Familie muss mit diesem Schicksal leben, Joe macht sich lebenslang Vorwürfe und verlässt nach einem Vorfall seine Familie, um rastlos durch die USA zu ziehen.
Die Geschichte wird aus zwei Sichtweisen erzählt: Der Joes und der Normas, eines Mädchens, das überbehütet bei seinen Eltern aufwächst und zeitlebens nach seinen Wurzeln sucht. Auch wenn man bald ahnt, was es mit Norma auf sich hat, dauert es doch sehr lange, bis nicht nur der Leser, sondern auch Norma selbst Gewissheit hat.
Die Autorin hat uns sehr einfühlsam die Geschichte einer Familie erzählt, die stellvertretend für die indigene Bevölkerung Amerikas steht, für die Probleme einer Bevölkerungsgruppe, aber auch mit ihrem höchstpersönlichen Schicksal zu kämpfen hat. Die innere Zerrissenheit der beiden Hauptfiguren wurde für mich sehr gut herausgearbeitet, ebenso aber auch der große Zusammenhalt einer Familie, in der jeder sein Schicksal anders verarbeitet.
Zwischendurch hatte für mich die Geschichte von Joe einige Längen und die "Auflösung" über Normas Leben hatte ich mir persönlich etwas spektakulärer vorgestellt. Es ist dennoch ein sehr lesenswertes Buch, das ich gerne empfehlen kann.