Familienroman über Mutter-Tochter-Beziehung

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Es ist das Jahr 1989: Silvia Borowski ist 33 Jahre alt und hat vor wenigen Wochen ihre Tochter Hannah entbunden. Der Kindsvater möchte seit der Schwangerschaft keinen Kontakt mehr zu ihr und in der Hausbesetzer*innen-WG in Berlin Kreuzberg hält Silvia es nun mit ihrer Tochter ebenfalls nicht mehr aus. Also klaut sie kurzerhand den Polo ihres Mitbewohners und macht sich auf den Weg zurück in Richtung Heimat, in die Kleinstadt Ildingen. Dort war sie schon lange nicht mehr und ist sich unsicher, wie ihre Mutter Evelyn auf sie und Hannah reagieren wird.

Alena Schröder erzählt "Bei euch ist es immer so still" auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Einerseits die Gegenwart, in der Silvia zurück nach Ildingen kommt, und andererseits die Geschehnisse aus den 1950er Jahren, in denen sich ihre Mutter Evelyn Borowski als Ehefrau, Mutter und ehemalige Ärztin behaupten muss. Denn eigentlich hat Evelyn endlich alles, von dem sie geträumt hat: Sie hat einen wohlwollenden Ehemann, ein Eigenheim und nach vielen Versuchen ist endlich Tochter Silvia auf der Welt. Und dennoch ist Evelyn nicht glücklich. Sie vermisst ihren Arbeitsalltag als Ärztin und fühlt sich in der süddeutschen Kleinstadt eingeengt. Ihre Schwägerin und Freundin Betti ist ihr in dieser Zeit ein starker Halt. Sie ist unverheiratet, kümmert sich um ihre Eltern, rast mit ihrem roten Auto durch die Gegen dund sorgt mit ihrer vorlauten Art für Aufsehen.

Der Roman erzählt von einer Familiengeschichte von der Nachkriegszeit bis hin zur Wende, in deren Fokus die Mutter-Tochter-Beziehung von Evelyn und Silvia sowie de Familiendynamik in all der Zeit stehen.
In Ildingen erwartet Silvia nicht nur ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, sondern auch die Personen und Erinnerungen an damals, bevor sie nach Berlin aufgebrochen ist.
Alena Schröder erzählt ruhig, nimmt sich Zeit für die Figurenausarbeitung, sodass ich zu allen Figuren einen Draht finden, sie verstehen und die Emotionen nachempfinden konnte.
Mich hat es beeindruckt, welch große Rolle das jahrzehntelange Schweigen und der Umgang damit spielen.

Ein schöner Familienroman, den ich gern gelesen habe!