Geöffnetes Grabmal

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"Ildingen, 1950er Jahre, Evelyn Borowski hat alles, was sie sich je erträumt hat: Ein Eigenheim mit Garten, einen fürsorglichen Mann und das lang erwartete Töchterchen Silvia
1989, in Berlin liegt Aufbruch in der Luft. Silvia Borowski aber macht einen Schrritt zurück. In einem geklauten Polo fährt sie Hals über Kopf Richtung Süden. Neben ihr die erst wenige Wochen alte Tochter Hannah." (Klappentext)

#alenaschröder widmet sich auch in ihrem zweiten Roman #beieuchistesimmersounheimlichstill den zeitlos komplexen Mütter-Töchter-Beziehungen und den Benachteiligungen von Frauen in der Berufswelt aus einer Zeitspanne, die ewig her zu sein scheint. Aber lediglich scheint, denn so viele Frauen aus dieser Generation leben, streiten, lachen, singen, tanzen, grübeln, leiden, hüten, verweilen, trauern, behüten, spazieren zwischen uns, und vor allem haben sie so viel zu erzählen. Die Autorin gibt diesen Frauen eine Stimme - sie öffnet mit einer schwungvollen Feder ihre vermeintlich geschlossenen Grabkammern.

"Die Grabkammer war geöffnet, die Geister der Vergangenheit erwacht. Da konnte sie jetzt nicht einfach den Deckel drauflegen und zurück in ihr altes Leben." S.149

In der Narration sitzt einfach alles - jede Phase wird zum richtigen Zeitpunkt von einer einnehmenden auktorialen Erzählstimme erzählt, die mit einem gefühlvoll intelligentem Gespür für authentische Bilder Situationen aus den Mulden der Wahrnehmungen in Szene setzt. Versteckte Fährten schleichen sich ganz beiläufig voll überraschender Eleganz wie die Pirouetten eines Dressurpferdes an, und runden somit spannungserhaltend den Roman zu einer perfekt gelungenen Kür ab.

Man kann von Denis Scheck halten, was man will, aber mit seiner Äußerung, dass #alenaschröder eine Entdeckung ist, hat er verdammt recht! Liebe @schnalena ich freue mich jetzt schon auf Deinen nächsten Roman.

"Ein Muttersummen und Mutterwiegen, ein Pusten aufs Aua." S.36

Lieben Dank an den @dtv_verlag für das #rezensionsexemplar