Reden ohne zu reden
Vor zwei Jahren las ich „Junge Frau, am Fenster stehen, Abendlich, blaues Kleid“ von Alena Schröder. Mit ihrem neuen Buch „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ legt sie nun nach dem großen Erfolg nach und veröffentlicht die Vorgeschichte dazu. Auch dieses Mal spielt der Roman auf zwei Zeitebenen. Silvia befindet sich in West-Berlin, es ist 1989, kurz vor der Wende. Sie ist Mutter geworden, der Vater dazu spielt keine Rolle, ihr Leben in einer WG ist mehr Chaos als Ordnung und kurzentschlossen packt sie ihr Baby ein, nimmt das Auto ihres Mitbewohners und fährt über die Grenze. Heim zur Mutter in die schwäbische Provinz – die sie seit 15 Jahren nicht mehr sah. „Sie war einem archaischen Impuls gefolgt, einem Gefühl, an das sie sich kaum noch erinnern konnte, so lange hatte sie es nicht mehr gespürt. (…) Da hatte Silvia es erst nur gedacht und dann leise geflüstert. "Ich will meine Mama."
Ihre Mutter, die Ärztin Evelyn, kennt man aus dem Buchvorgänger. Die zweite Ebene erzählt nun, wie Evelyn von der Ostsee nach Stuttgart kam, hier ist der Mief der alten BRD zu spüren, das Funktionierenmüssen und das „was wohl die Nachbarn sagen“.
„Sie war nicht wie die Frauen hier, da konnte sie sich noch so viel Mühe geben. Wenn sie beim Bäcker oder beim Metzger anstand, wurden die Gespräche plötzlich leider. Wie man sie „Frau Doktor“ nannte, mit dieser ganz leichten Herablassung in der Stimme, eine vergiftete Respektsbezeugung.“
In ihrem ersten Buch zog sich die Suche nach einem Gemälde als roter Faden durch das Buch. So ein Motiv gibt es in diesem Buch nicht. Zuerst enttäuschte mich das etwas, aber im Nachhinein wird klar, dass die Kommunikation diese Rolle übernommen hat. Miteinander zu sprechen, ohne zu sprechen, das zieht sich durchs ganze Buch. Wenn 15 Jahre lang Sprachlosigkeit herrschte, kein Kontakt bestand – wie wieder anfangen? Worüber sprechen, wie aufeinander zugehen? Ärger vermeiden wollen aber trotzdem Themen ansprechen? Denn was ausgesprochen ist, kann nicht mehr zurückgenommen werden. Und davor haben diese Frauen Angst, das langsam aufkeimende Pflänzchen der Annäherung wieder kaputt zu machen. Soviel sei gesagt, sie finden einen Weg. Sie kommunizieren, ohne viel zu reden. „Evelyn seufzte. So recht konnte Silvia dieses Seufzen nicht deuten. Normalerweise hätte sie es als klassisches Enttäuschungsseufzen aufgefasst (…) Aber jetzt war sie sich nicht sicher. "Gleich fängt "Lindenstraße" an", sagte Evelyn schließlich (…) "Ich habe Aufschnitt da, ich kann uns Brote machen. Hast du Hunger?"
Das geht nah und bewegt. Die Sprache ist dabei klar und ohne Schnörkel. Es wirkt authentisch und glaubhaft und die Beschreibungen lassen einen zurückfallen in das Jahr 1989. Der Discobesuch, die Stu-Stu-Studioline-Werbung, die Musik, der Walkman – all das weckt Erinnerungen und ist unterhaltsam.
Die Verbindung von beiden Büchern ist aber so lose, dass man sie auch ohne einander lesen kann. Aber ich wünsche mir jetzt ein drittes Buch aus diesem Kosmos, das die Zeit dazwischen erzählt.
Ihre Mutter, die Ärztin Evelyn, kennt man aus dem Buchvorgänger. Die zweite Ebene erzählt nun, wie Evelyn von der Ostsee nach Stuttgart kam, hier ist der Mief der alten BRD zu spüren, das Funktionierenmüssen und das „was wohl die Nachbarn sagen“.
„Sie war nicht wie die Frauen hier, da konnte sie sich noch so viel Mühe geben. Wenn sie beim Bäcker oder beim Metzger anstand, wurden die Gespräche plötzlich leider. Wie man sie „Frau Doktor“ nannte, mit dieser ganz leichten Herablassung in der Stimme, eine vergiftete Respektsbezeugung.“
In ihrem ersten Buch zog sich die Suche nach einem Gemälde als roter Faden durch das Buch. So ein Motiv gibt es in diesem Buch nicht. Zuerst enttäuschte mich das etwas, aber im Nachhinein wird klar, dass die Kommunikation diese Rolle übernommen hat. Miteinander zu sprechen, ohne zu sprechen, das zieht sich durchs ganze Buch. Wenn 15 Jahre lang Sprachlosigkeit herrschte, kein Kontakt bestand – wie wieder anfangen? Worüber sprechen, wie aufeinander zugehen? Ärger vermeiden wollen aber trotzdem Themen ansprechen? Denn was ausgesprochen ist, kann nicht mehr zurückgenommen werden. Und davor haben diese Frauen Angst, das langsam aufkeimende Pflänzchen der Annäherung wieder kaputt zu machen. Soviel sei gesagt, sie finden einen Weg. Sie kommunizieren, ohne viel zu reden. „Evelyn seufzte. So recht konnte Silvia dieses Seufzen nicht deuten. Normalerweise hätte sie es als klassisches Enttäuschungsseufzen aufgefasst (…) Aber jetzt war sie sich nicht sicher. "Gleich fängt "Lindenstraße" an", sagte Evelyn schließlich (…) "Ich habe Aufschnitt da, ich kann uns Brote machen. Hast du Hunger?"
Das geht nah und bewegt. Die Sprache ist dabei klar und ohne Schnörkel. Es wirkt authentisch und glaubhaft und die Beschreibungen lassen einen zurückfallen in das Jahr 1989. Der Discobesuch, die Stu-Stu-Studioline-Werbung, die Musik, der Walkman – all das weckt Erinnerungen und ist unterhaltsam.
Die Verbindung von beiden Büchern ist aber so lose, dass man sie auch ohne einander lesen kann. Aber ich wünsche mir jetzt ein drittes Buch aus diesem Kosmos, das die Zeit dazwischen erzählt.