schwierige Familiengeschichte

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petral. Avatar

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Silvia Borowski ist in dem kleinen schwäbischen Ort Ildingen aufgewachsen . Ihre Eltern Evelyn und Karl waren ziemlich streng , vor allem ihre Mutter, zu der sie leider nie ein besonders gutes Verhältnis hatte. Als dann auch noch mit ihrer geliebten Tante Betti etwas Schlimmes passierte, hielt es Silvia nicht mehr aus in dem engen, kleinen Ort und so schmiss sie von heute auf morgen die Schule und machte sich aus dem Staub, wohnte mal hier und mal dort und bei ihrer wohlhabenden Familie meldete sie sich kaum noch und wenn doch mal, dann nur, wenn sie Geld brauchte.

Seit einigen Jahren lebt sie nun schon in einer Kreuzberger Hausbesetzter-WG und hat vor 3 Monaten eine Tochter, namens Hannah zur Welt gebracht. Von Hannahs Vater, der mit seiner Tochter nichts zu tun haben will, enttäuscht, von den Mitbewohnern immer öfter genervt, wächst in ihr ganz überraschend die Sehnsucht nach ihrer alten Heimat und sogar ein wenig nach ihrer Mutter. Also "leiht" sie sich kurzentschlossen und ohne zu fragen, den alten, schrottreifen Polo ihres Mitbewohners aus , legt Hannah in einen Wäschekorb und fährt mit ihr zurück in ihren alten Heimatort Ildingen. Evelyn, die seit dem Tod ihres Mannes, alleine lebt, zeigt anfangs wenig Begeisterung, was für Silvia aber auch nicht überraschend ist, da ihre Mutter noch nie gut Gefühle zeigen konnte. Trotzdem bleibt sie, in der Hoffnung, dass Hannahs Anwesenheit hilft, ihrer Mutter wieder etwas näher zu kommen.

Vorsichtig versucht Silvia, mit ihrer Mutter Evelyn ins Gespräch zu kommen, was bei deren Wortkargheit gar nicht leicht ist, aber Silvia hat so viele Fragen über ihre Vergangenheit und sie will diesmal nicht gehen, bevor sie Antworten bekommen hat.

"Bei euch ist es immer so unheimlich still" ist das erste Buch , das ich von Alena Schröder gelesen habe und es hat mir sehr gut gefallen. Es gibt zwei unterschiedliche Handlungsstränge. Der eine beginnt 1950 , es geht um das Leben von Evelyn und Karl, Karls Schwester Betti , Karls Eltern, dann die Geburt von Silvia und warum Evelyn für Silvia so eine schlechte Mutter war. Man versteht nach und nach auch Evelyn etwas besser, da sie es in ihrem Beruf als Ärztin nie leicht hatte, denn zu dieser Zeit sind weibliche Mediziner einfach nicht so ernstgenommen worden, wie Männer. Besonders tragisch fand ich persönlich das Leben von Betti, die mir übrigens auch am sympathischsten war .
Der zweite Handlungsstrang fängt 1989 an, als Silvia sich mit Hannah auf den Weg in ihre Vergangenheit macht und Antworten sucht, auf Fragen, über die sie bisher nicht mal selbst nachdenken wollte. Sie trifft in Ildingen auch einige Personen aus ihrer Kindheit wieder, was ich auch sehr spannend fand und besonders Rüdiger ist mir da richtig ans Herz gewachsen. Das Buch war einerseits sehr traurig, aber andererseits fand ich es auch richtig schön und ich will jetzt unbedingt auch das Vorgängerbuch "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" lesen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!