Vergangenheitsbewältigung

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Die 33-jährige Silvia Borowski fährt 1989 mit einem schrottreifen Polo, den sie ihrem WG-Mitbewohner entwendet hat und ihrem Baby Hannah, das bei einer Affäre mit einem verheirateten Mann entstand, von West-Berlin in die süddeutsche Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Dort war sie schon lange nicht mehr, ihr Vater ist schon seit einiger Zeit verstorben und das Verhältnis zu ihrer Mutter war bereits in ihrer Kindheit nicht besonders gut. Auch ansonsten verbindet Silvia nicht viel mit ihrem Heimatort, aber dennoch hat sie nach der Geburt ihrer Tochter das Bedürfnis, in ihr Elternhaus zurückzukehren.

Der Roman handelt dann auf verschiedenen Zeitebenen, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Silvias Eltern sich kennenlernten und Silvias Kindheit und Jugend in den 60er und 70er Jahren, in denen es noch unüblich war, dass Mütter arbeiteten, sowie 1989 als Silvia selbst frisch Mutter ist, sich dabei aber nicht an die weiter geltenden Konventionen gehalten hat.

Ich konnte mich sehr gut in Silvia hineinversetzen, wie sie hin und hergerissen ist, zwischen der Abneigung gegen das, was sie einmal bewusst zurückgelassen hat und der, auf irgendeine Weise doch vorhandenen, Bindung zu ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung wird dann auch immer deutlicher, warum alles so ist, wie es ist und, dass auch ihre Mutter nie etwas Schlechtes im Sinn hatte. Die Charaktere wurden von der Autorin überzeugend ausgestaltet und es ist ihr ebenfalls sehr gut gelungen, die Atmosphäre in der süddeutschen Kleinstadt einzufangen. Der Schreibstil war zudem gut lesbar.