Chan oder Chan

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Die Zwillingsschwestern Julie Chan und Chloe Chan werden nach dem Unfalltod der Eltern getrennt. Während Chloe in eine reiche Adoptivfamilie kommt, muss Julie bei ihrer geizigen Tante und dem unliebsamen Cousin aufwachsen. Als Chloe, die sich zu einer bekannten Influencerin entwickelt hat, plötzlich nicht mehr erreichbar ist, fliegt Julie aus ihrem kanadischen Dorf nach New York – und verwickelt sich in ein Netz von wirren Geschehnissen. Kann sie nahtlos in das Leben ihrer Schwester wechseln?

Liann Zhang schafft es immer wieder, unterschiedliche Welten aufeinanderprallen zu lassen, so sind es zu Beginn die Gruppe der Influencerinnen rund um Chloe und das harte Arbeitsleben von Julie an der Supermarktkassa, später die Welt der „Normalsterblichen“ versus der eingeschworenen Gruppe von Belladonnas auf einer Privatinsel. Bemerkenswert ist, wie sich die Atmosphäre im Buch im Laufe der Zeit wandelt, von einer verführerischen Illusion in eine dunkle Phase von Gruppenzwang und Machtausübung. Während ich vom Beginn der Geschichte durchwegs gefesselt war, ist mir das Ende aber dann doch ein wenig zu stark in eine sektenähnliche Stimmung abgedriftet. Aber wer weiß, unter dem Einfluss von allen möglichen Drogen empfindet und tut man vielleicht wirklich so verstörende Dinge. Die Auflösung kommt kurz und bündig daher, lässt den Leser verwundert den Kopf schütteln und das Buch dennoch zufrieden zur Seite legen.

Außergewöhnliche Szenen, ein mitnehmender Schreibstil und gelungene Charakterstudien verleihen dem spannenden Roman seine Besonderheit.