Plötzlich berühmt

Belladonnas, ein Buch, das uns sehr deutlich das Suchtpotenzial sozialer Medien aufzeigt. Die Handlung ist spannend aufgebaut. Zwei Zwillingsschwestern, als Kleinkinder nach dem Tod der Eltern getrennt, wachsen in sehr unterschiedlichen Familien auf. Die eine reich, bekannt und beliebt. Die andere arm, ausgenutzt, untergekommen bei Verwandten, die sie nicht mögen. Kontakt gibt es nicht, Verwechslungen häufiger. Julie verfolgt das Leben ihrer als beliebte Influencerin bekannten Schwester teilweise aus der Ferne. Man spürt ihr Bedürfnis nach Liebe, nach Gesehen werden, nach Wertschätzung insbesondere auch durch ihre Schwester. Ihre Gefühle werden sehr eindringlich geschildert. Ihre Schwester jedoch hat offenbar kein Bedürfnis nach Nähe und benutzt einen einmaligen Kontakt nur, um sich ihren Followern gegenüber geschickt als mitfühlend und großzügig in Szene zu setzen. Die Handlung nimmt dann richtig Fahrt auf, als Chloe plötzlich unter mysteriösen Umständen stirbt und Julie in ihre Rolle schlüpft. Mit ihr tauchen wir ein in das Leben einer Gruppe extrem beliebter Influencerinnen. Glanz, Glamour und die permanente Angst aufzufliegen paaren sich mit der unwiderstehlichen Anziehung, die sich aus der Anerkennung und dem Zuspruch ihrer Follower ergibt. Das Bedürfnis nach Gesehen werden, nach Liebe durch andere Menschen ist so groß, das Julie immer weiter macht. Ihre neue Freundesgruppe gibt ihr so viel Bestätigung, dass sie erst sehr spät anfängt, Dinge zu hinterfragen. Sehr anschaulich wird dargestellt, wie weit Menschen zu gehen bereit sind. Als sie beginnt zu verstehen, greift sie zu dramatischen Mitteln und nimmt jegliche Konsequenzen in Kauf. Doch selbst der Schluss zeigt, dass die Sucht nur schwer zu besiegen ist.
Ein fesselndes Buch das die Schattenseiten von Ruhm und Reichtum in einer geschickt inszenierten Handlung a la doppeltes Lottchen beschreibt und das Suchtpotenzial durch digitale Medien ebenso wie durch menschlichen Zuspruch begreifbar macht.