Anspruchsvoll!

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rita1972 Avatar

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Rasha Kirakosian ist Professorin für Mediävistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Frauengeschichte, der mittelalterlichen Textkultur und der Religionsgeschichte.

Ihr Buch ist anspruchsvoll und gefüllt mit Informationen. Allein das Kapitel mit Anmerkungen und Belegen umfasst 60 Seiten – ein Werk, das sich nicht für eine oberflächliche Lektüre eignet. Kirakosian berichtet über viele verschiedene Kulturen und ihren Umgang mit rauschfördernden Substanzen.

Besonders eindringlich sind die Schilderungen mittelalterlicher Mystikerinnen und Büßer, die durch Selbstkasteiung und asketische Lebensweise eine Vereinigung mit Gott anstrebten. Für uns heute wirken diese Praktiken oft befremdlich, ebenso wie die Gedankenwelt, die letztlich zur Inquisition und Hexenverfolgung führte – Themen, die im Buch jedoch nur am Rande gestreift werden.

Kirakosian zeigt, dass religiöse Ekstase, rauschhafte Tänze und Massenhysterien über die Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgetreten sind. Parallelen zu heutigen ekstatischen Gruppenerfahrungen – ob bei Trance-Ritualen, Raves, Sportveranstaltungen, Rockkonzerten oder sogar politischen Großevents wie den Auftritten Donald Trumps – werden dabei deutlich.

Am Ende muss die Autorin selbst eingestehen: Trotz intensiver Forschung bleibt die Ekstase ein Phänomen, das sich nicht vollständig erfassen oder erklären lässt.

Der Buchumschlag im psychedelischen Stil könnte eine falsche Erwartung wecken – hier geht es nicht um Sensationen oder Drogenerfahrungen, sondern um eine wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit einem faszinierenden Thema. Von mir eine absolute Leseempfehlung!