Entrückt? Verrückt?
Racha Kirakosian geht davon aus, dass das Anstreben ekstatischer Gefühlszustände quer durch alle Zeiten und Kulturen nicht die Ausnahme, sondern die Regel des gesellschaftlichen Lebens ist. Knapp 70 Seiten Anmerkungen verdeutlichen schon, dass es nicht um eine sensationslüsterne oder ekelheischende Abhandlung geht, sondern um eine wissenschaftliche Untersuchung des Themas der Ekstase. Die Autorin zeichnet sich durch eine Professur für Mediävistik aus und war an der Harvard University und an der Universität von Oxford tätig. Diese Qualifikation ist auch die Garantie, dass die geschilderten Selbstverletzungen von Frauen aus religiösen Gründen der Wahrheit entsprechen. Teilweise ist es sehr schwer, diese Passagen zu lesen, der eigene Kopf nur hämmert "irre, irre". Ich war einige Male geneigt, die Lektüre zu beenden, da ich dachte, will ich diese Bilder tatsächlich im Kopf haben? Wer dranbleibt, erfährt viel über die menschliche Psyche und die Reaktionen auf gesellschaftlichen Kontext. Eine einfache Lektüre ist das Buch definitiv nicht!