Ein Mutmacherbuch!

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mike nelson Avatar

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Das Anliegen des Buches der beiden Autorinnen Jardine Libaire und Amanda Eyre Ward ist ziemlich genial; die Idee ist nämlich, mit eigenen Geschichten und vielen Ratschlägen den Nachweis zu erbringen, dass man sich auch am Leben selbst berauschen könne und der Alkohol hierzu gar nicht nötig sei - und was man, statt zu trinken, alles unternehmen könne. Klar, wer will schon 'nüchtern' sein, meint diese Zustandsbeschreibung eben nicht nur 'enthaltsam gegenüber Alkohol' sondern auch 'trist, sachlich, humorlos' - so die Autorinnen in der Einleitung. Und dass es im weiteren darum gehe, zwar "ohne Alkohol, aber nicht ohne Rock 'n' Roll, Intensität und Schönheit" auszukommen. Tolle Gedanken, die mich sehr neugierig auf das Folgende gemacht haben. Wie in einem Rausch berichten die beiden Autorinnen, was sie inzwischen alles unternehmen, um sich ohne Alkohol zu berauschen; das reicht von der Wiederentdeckung des Spielerischen im Leben, über Yoga und die Badewanne, den Aufbau des eigenen Selbstbewusstseins bis hin zu Kochrezepten und Tipps für schmackhafte, alkoholfreie Getränke. Und es ist durchaus glaubhaft, wenn die beiden sagen "... aber manchmal erscheint einem genau dasselbe Feuerwerk einfach leuchtender, wenn das Gehirn nicht betäubt ist." Bei all den aneinandergereihten Empfehlungen für mehr Lebensfreude (eine typische Perspektive der wohlsituierten Oberschicht...) hat sich mir allerdings ein wenig der Verdacht aufgedrängt, dass die Sucht nach Alkohol hier durch eine neue Sucht ersetzt worden ist, nämlich einer Sucht nach Aktion, nach dem Besonderen; weil das eigentlich schwer Aushaltbare nämlich die Banalitäten des Alltäglichen sind - deshalb droht die Suche nach dem Nicht-Alltäglichen zu einem neuen Zwang, zu einer neuen Sucht zu werden, der aber immerhin viel gesünder ist. Trotzdem: Ein Mutmacherbuch.