Blut, Schweiß und Tränen

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elke17 Avatar

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Jede/r, der auf der A2 durch die Schweiz in Richtung Italien fährt, ist mit Sicherheit schon einmal in Göschenen vor dem Gotthardtunnel im Stau gestanden. Aber kaum jemand kennt die Geschichte dieses kühnen Jahrhundertbauwerks, dessen Bau 1872 begonnen und 1882 für den Verkehr freigegeben wurde und das199 Arbeiter das Leben kostete.

Diese Wissenslücke schließt Karin Seemayer mit „Bergleuchten“, einem historischen Roman, der auf unterhaltsame Weise Fakten vermittelt, die sie zwecks der besseren Lesbarkeit mit einer bittersüßen Liebesgeschichte zwischen Helene, Tochter eines Fuhrmanns aus Göschenen, und Piero, dem italienischen Mineur, verknüpft.

Über weite Strecken ist das auch gelungen, auch wenn mit fortschreitender Handlung die Lovestory immer mehr Raum einnimmt und die Beschreibungen der Probleme, ganz gleich ob technischer oder zwischenmenschlicher Art, die sich beim Bau des Tunnels ergeben, leider nur noch Nebensache sind. Aber, und das muss man der Autorin zugutehalten, es ist ihr gelungen, insbesondere den Tunnelbau für Laien sehr interessant und verständlich zu beschreiben. Und natürlich sind auch die Veränderungen im Dorfleben, die sich peu à peu mit der Ankunft der italienischen Arbeiter einschleichen, ein Thema. Einerseits gibt es massive Vorurteile gegenüber den Fremden, andererseits schleicht sich mit zunehmender Dauer der Bauarbeiten auch Verständnis für diese Männer ein, die fernab ihrer Familien unter gefährlichen Bedingungen tagtäglich ihr Leben riskieren.

Vielleicht denkt ihr daran, wenn ihr beim nächsten Mal auf dem Weg nach Italien seid und durch den Gotthardtunnel fahrt.