Ein hochinteressantes Zeitdokument

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Das Cover ist gut gelungen und zeigt gewaltige Bergmassive. Unvorstellbar, daß der Durchbruch durch den Gotthard in der damaligen Zeit gelungen ist. Die Autorin hat einen gut recherchierten Roman über den Bau des Gotthardtunnels, der zehn Jahre dauerte, geschrieben und dabei auch noch eine Liebesgeschichte und das Leben der Menschen in Göschenen eingebettet. Alles in allem ein wirklich wunderbar lehrreiches und gut geschriebenes Buch.

Die historischen Personen hat es so wirklich gegeben, allen voran den Bauunternehmer Louis Favre, der mit dem Bau unter Zeitdruck stand und deshalb ohne jede Rücksicht die Arbeiter zu immer schnellerem Arbeiten anhielt ohne Rücksicht auf Leib und Leben seiner Untergebenen. So kam es immer wieder zu Unfällen mit Schwerverletzten und Toten. Es ist erschreckend zu lesen, wie wenig Rücksicht auf die dort arbeitenden Menschen genommen wurde. Schlechte Bezahlung, menschenunwürdige Unterkünfte und Mangelernährung waren an der Tagesordnung.

Die kleine Gemeinde Göschenen auf der Schweizer Seite wuchs durch die heranströmenden Tunnelarbeiter auf das Dreifache. In großer Zahl kamen Italiener, um hier zu arbeiten. Sie waren bei den Göschenern nicht gerne gesehen und trotzdem entstanden einige heimliche Liebesbeziehungen zwischen einheimischen Frauen und den ausländischen Arbeitern. Mit viel Emotionen und Empathie läßt uns die Autorin teilnehmen an der großen Liebe zwischen Helene, der Tochter des größten Fuhrunternehmers im Dorf, und Piero Casetti, einem italienischen Mineur. Dies ist eine wahrhaft zu Herzen gehende Geschichte, die das Buch wunderbar abrundet.

Die historische Aufarbeitung des Baus des Gotthardtunnels ist sehr gut gelungen und war für mich sehr lehrreich. Auch die Menschen, die hier lebten, sind alle wunderbar beschrieben und charakterisiert. Das Buch ist ein echtes Leseerlebnis, das ich gerne weiterempfehlen möchte.