Fesselnder Roman über das Jahrhundertbauwerk

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Schwere Zeiten stehen für die Fuhrhalter an. Sie drohen mit dem Bau des Gotthardeisenbahntunnels ihre Arbeit zu verlieren. Entsprechend sind nicht alle gut auf Monsieur Favre, den Patron, zu sprechen. Auch die Familie von Helene Herger aus Göschenen verdient ihr Geld mit der Fuhrhalterei. Doch im Gegensatz zu vielen anderen, geben sie sich mit ihrem Schicksal ab und versuchen das Beste daraus zu machen. Der Bau des Gotthard-Tunnels ist ein grosses Ereignis, wo viele Mineure aus Italien teilhaben wollen. Auch Piero möchte beim Durchstich als Mineur dabei sein und Geschichte schreiben. In Göschenen können sie ihn gut gebrauchen, jedoch ist die Wohnsituation nicht ganz einfach. Für die vielen Gastarbeiter gibt es fast keine Unterkünfte, manche vermieten ein Zimmer sogar an drei Leute gleichzeitig. Doch Piero hat Glück und findet Unterschlupf bei Familie Herger und muss sich sein Zimmer nicht teilen. Helene und Piero sind sich von Anfang an sympathisch und es ist nicht verwunderlich dass sich hier bald mehr entwickelt. Das alles sehr zum Unmut ihres Vaters, den das seine Tochter etwas mit einem Italiener anfängt kommt gar nicht in Frage. Die italienischen Gastarbeiter arbeiten unter widrigsten Bedingungen, viele Unfälle passieren im Tunnel, aber auch ausserhalb. Doch die Arbeiter lassen sich nicht alles gefallen und wehren sich mit einem Streik, doch dieser bringt das ganze erst recht zum Explodieren.

‘Bergleuchten’ erzählt die Geschichte des Tunnelbaus am Gotthard Ende des 19. Jahrhunderts. Eine spannende Geschichte in die man direkt abtaucht und schnellstmöglich zu Ende lesen möchte. Der Leser wird richtig ans Buch gefesselt und kann sich die Umstände sehr gut vorstellen. Das Buch hat mich an den Film erinnert, der vor einigen Jahren ausgestrahlt wurde. Ich konnte viele Passagen aus dem Buch dem Film zuordnen, was es für mich noch interessanter gemacht hat. Ein sehr flüssiger Schreibstil, der kurzweilige Lesestunden verspricht.

Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um Familie Herger, Piero und die Gastarbeiter. Helene hat ein grosses Herz und einen eigenen Kopf, den sie unbedingt durchsetzen möchte. Ich fand sie eine sympathische, junge Frau, welche es aber in dieser Zeit sehr schwierig hatte. Selbst entscheiden oder aus der Reihe tanzen war nicht. Alles wäre gerade zum Dorfgespräch geworden. Der Italiener Piero kam mir teilweise als Hitzkopf rüber, der Provokationen liebt. Klar setzt er sich auch für die anderen ein, ich hatte jedoch das Gefühl, dass er die Grenzen seines Handelns nicht einschätzen konnte.

Das Buch hat mir kurzweilige Lesestunden beschert. Ich kann das Buch sehr weiterempfehlen, man lernt einiges über die damalige Zeit und den Tunnelbau.