Gotthardtunnel - die Realisierung eines Jahrhundertprojektes

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„Bergleuchten" der Autorin Karin Seemayer erzählt von der 10 Jahre dauernden Realisierung des 17 km langen Gotthardtunnels, die 1872 unter der Leitung von Louis Favre in Angriff genommen wird. Das Vorhaben stößt nicht nur auf Zustimmung, sondern kritisch sehen die Fuhrunternehmen den Bau, die mit ihren Pferdekutschen für den Warenaustausch von Nord nach Süd über den Gotthardpass ein einträgliches Geschäft haben. Sie fürchten um ihre Existenz und proben den Widerstand. Doch kann der Fortschritt nicht aufgehalten werden und als erster entschließt sich der Fuhrunternehmer Franz Herger, für die Gotthardbahngesellschaft zu arbeiten.
Rund um das 10jährige Großereignis des Gotthardtunnelbaus erzählt Karin Seemayer eine ansprechende Geschichte, die sich an tatsächliche Ereignisse und Personen anlehnt. Symbolisch verbindet sie den Einschnitt in den Berg mit den Umbruch im Leben der eher verschlossenen Berglandschaft. Äußerst informativ und gut recherchiert ist die Schilderung der Planung und Realisierung des Jahrhundertwerkes und die Darstellung der schwierigen Lebensbedingungen der italienischen Arbeiter. Auch die gesellschaftlichen Veränderungen in dem 300 Seelendorf Göschenen, das innerhalb kürzester Zeit weit mehr als 1000 Einwohner zählen wird, ist authentisch getroffen. Der gute lineare Aufbau des Romans, die treffenden Landschafts- und Personenbeschreibungen, die Einblicke in das Leben in dem engen Tal mit seinen strengen Sitten und die Wandlung, die durch die Zuwanderung der Arbeiter einhergeht, machen die Geschichte attraktiv und spannend. Dass der Roman auch eine Liebesgeschichte mit genügend Dramatik bietet, ist für viele Leser sicher ein Schmankerl und rundet die Geschichte zudem emotiv ab.