Liebe und Gefahr beim Tunnelbau

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internetmaus1954 Avatar

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Gröschenen, ein kleines Dorf am Fuße des Gotthard Bergmassives ist Hauptschauplatz des historischen Romans von Karin Seemayer. Über den gefährlichen Gotthardpass transportieren Fuhrhalter mit ihren Pferdewagen Waren jeglicher Art. Eine gefährliche Fahrt. Nun ist geplant durch das Massiv einen Tunnel zu bauen. Den Gütertransport soll dann die Eisenbahn übernehmen. Der Ort mit seinen rund 300 Bewohnern wird von ausländischen Arbeitern überflutet. Viele kommen aus Italien. Sie sind nicht gern gesehen. Der Bau durch diese Felsen ist risikoreich.. Er beginnt 1872 und wird 10 Jahre dauern.
Das Cover ist schlicht gehalten, hat aber auf mich eine starke Wirkung. Das dunkle Massiv rechts und im Mittelpunkt der hell leuchtende Berg. Da prallen Welten aufeinander.

Eingebettet in eine Liebesgeschichte, lässt uns die Autorin am Tunnelbau zwischen den Kantonen Uri und Tessin teilhaben. Ein sehr emotionales Buch. Viel erfahren wir über die schweizerischen Dorfbewohner und ihre Eigenarten. Sie sind typische bodenständige Leute. Frauen haben kaum Freiheiten und Rechte. Helene, Tochter des Fuhrhalters Franz Herger hat ihren Vater schon öfter begleitet. Gern würde sie einmal seine Arbeit machen. Aber das dürfen nur Männer. Die Menschen in diesem Tal im Kanton Uri sind sehr bodenständig. Nun kommen die Tunnelbauer in Scharen. Diesen Ausländern, hauptsächlich Italiener, die ihr Dorf rasant verändern, stehen sie sehr skeptisch gegenüber. Ihre idyllische Welt wird auf den Kopf gestellt. Es gibt detaillierte bildliche Beschreibungen der schönen Landschaft. Aber der Fortschritt der Technik fordert seine Opfer. Leider auch viele menschliche.

Karin Seemeyer hat in der Geschichte des gewaltigen Projektes einen Spannungsbogen aufgebaut, der mich bis zum Schluss gefangen nahm. Es fiel mir nicht schwer, ihren Protagonisten zu folgen und jedem auf seine Art zu verstehen. Auch technische Details und Sprengungen mit Dynamit konnte ich klar vor mir sehen.
Die damaligen unmenschlichen Arbeitsbedingungen sind sehr realistisch geschildert. Für unsere technisierte Welt fast unvorstellbar. Der Schreibstil ist fließend. Er hat mir viele leicht zu folgende Informationen über den Tunnelbau mit all seinen Widrigkeiten geliefert. Gern empfehle ich dieses authentisch geschriebene Buch weiter.