Vor 150 Jahren - Bau des Gotthardtunnels

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Der Roman Bergleuchten handelt vom Bau des Gotthardtunnels vor 150 Jahren. Das Buchcover hebt sich ab auf den Buchhandelstischen – es zeigt tatsächlich eine alte Illustration aus den 50er Jahren vom Bergmassiv, damals in einem Werbeprospekt verwendet. Der Buchtitel „Bergleuchten“ ist prägnant und bereits auf der ersten Seite bekommt man die Erklärung des Begriffes.

Zum Bau von Tunneln hatte ich mir nicht zuvor Gedanken gemacht, was sicher auch daran liegt, im Flachland zu leben Den Gotthardpass habe ich als Kind auf dem Weg in den Urlaub nach Italien passiert, und auch von der Schweiz weiß ich nicht viel.

Ich mochte sehr schnell das Buch, die Protagonistin Helene, der von ihrem Vater mehr zugetraut wird, als anderen jungen Frauen in der Zeit. Er lässt sie ein Pferdefuhrwerk lenken zum Waren transportieren, ihre Meinung ist gefragt und wird gehört, sie spricht Probleme an und sie ist redegewandt. Sie muss nicht nur der Mutter im Haushalt und bei den Tieren helfen und handarbeiten.

Die Handlung wird ruhig geschildert, unaufgeregt und nach einem Fünftel aus zwei Blickwinkeln. Mir gefällt die Unterteilung in viele Kapitel, verleitet dies, schnell noch ein weiteres zu lesen. Ohnehin habe ich den Roman sehr gern gelesen und ungern bei Seite gelegt.

Der Roman beschreibt mir, als Außenstehende eindrucksvoll die Szenen, die Lokalität und Mentalität, das Leben und die Arbeit dort vor 150 Jahren. Göschenen im Kanton Uri ist ein Dorf und durch den Tunnelbau kommen Fremde und auch Arbeiter für dies enorme Projekt aus z.B. Italien für Jahre zum Mitleben in ihr Dorf. Der Wohnraum kann nicht da sein, die kleinen Läden und die wenige Restauration reichen nicht aus. Die jungen Männer flirten mit den Töchtern des Dorfes, die auch das Unbekannte spannend finden und manch eine hofft auch, das Bergdorf zu verlassen. Das Leben im Dorf verändert sich. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Älteren haben Angst und fühlen sich bedroht von dem Fortschritt. Ein Tunnel durch den Gotthard bedeutet dies das Aus für Fuhrleute, die seit Generationen Waren über die Berge transportieren? Verständliche Angst, ist gut vorstellbar.

Die vielen jungen Männer arbeiten zu harten Bedingungen und immer im Risiko ihr Leben zu verlieren. Arbeitssicherheit/ Fürsorge für die Angestellten – sind kein Thema.

Helene verliebt sich in einen Italiener und auch er ist einfach glücklich mit ihr. Er erkennt Missstände beim Tunnelbau, zeigt die Gefahren und Risiken auf und lehnt sich auch auf mit der Obrigkeit. So gerät er in große Gefahr.


Ich spreche sehr gern eine Leseempfehlung aus, jedoch wohl eher für die digitale Variante. Im Buch wimmelt es vor vertauschten oder fehlenden Buchstaben. Die Autorin tut mir unendlich leid, dass ihr Verlag nicht sein Bestes getan hat vor der Veröffentlichung ihres Babys. Ich bin ein Fan vom Preis-/ Leistungsverhältnis des Aufbau-Verlags und von vielen tollen Autoren und Büchern begeistert und hoffe, diese Fehlerignoranz werde ich bei keinem Verlag noch einmal erleben.

Eine andere gute Alternative bietet das Hörbuch, welches von einer Schweizerin gelesen wird, die bei der wörtlichen Rede schweizerisch angehaucht gesprochen hat.