Bavaria hat Bauchweh

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bavaria123 Avatar

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Meine Meinung
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Die veröffentlichte Leseprobe fand ich durchaus ansprechend. Sie ist locker geschrieben und auch mit einem humorvollen Seitenblick. Deshalb habe ich mich gefreut, dieses Buch mit dem bunten Cover zu bekommen. Das Mädchen auf dem Umschlag sieht ein wenig von Bauchweh geplagt aus. Das hätte mir einen Hinweis geben können….

Die Autorin Alexandra Friedmann beschreibt in ihrem Buch „Besserland“ das Abenteuer ihrer Familie, die Ende der 1980er Jahre aus der ehemaligen Sowjetunion emigrieren will, und zwar ursprünglich nach Amerika. Aufgrund diverser Umstände landet sie erst mal in Wien und von dort aus geht es weiter nach Deutschland, wo sie dann auch bleiben.

Das Positive an dem Buch ist, das es schnell und leicht zu lesen ist. Die Autorin schreibt flott und flüssig. Die Personenbeschreibungen sind so gestaltet, dass man die Menschen wirklich vor sich sieht. Auch die Situationen und Orte sind bildhaft geschildert.
Aber das war es dann auch schon an Zusagendem, das mir dieses Buch bringen konnte.

Die Familie Friedmann emigriert aus Russland. Warum? Weil sie mit ihren Gaunereien dort aufgeflogen ist und sich keine Möglichkeit mehr bietet, mit weiteren Schwindeleien noch mehr Geld zu bekommen. Sie werden nicht bedroht, nicht verfolgt. Nein, sie meinen einfach, es müsse jenseits ihrer Landesgrenzen einen Staat geben, in dem man ohne viel Arbeit ein geruhsames Leben führen kann. Amerika beispielsweise. Deshalb wird auch für die Ausreise getrickst. Wie gut, dass es so viele Naivlinge gibt, die dann einer solchen Reise auch Möglichkeiten schaffen.
Dann bleibt man zunächst zwangsläufig, dann aber doch wegen des tollen Nutellas und der Chance gratis an mehrere Jeanshosen zu bekommen in Deutschland. Hier hat man zunächst eine tolle Unterkunft, die man nicht einmal selber putzen muss.
Und letztendlich kann man sich dank der Starthilfe dann auch ganz gut in Deutschland etablieren.

Mir fehlt hier zum einen ein handfester Grund, weshalb die Familie ihr Land verlassen MUSSTE. Zum anderen fehlt mir die Tiefe. Alles ist nur Schwindel und Betrug.
Dann fehlt mir die Dankbarkeit, dass Emigranten wie Gäste aufgenommen werden. Und es fehlt mir ganz besonders die Ersthaftigkeit, die das Thema Emigration normalerweise mit sich bringt. Das Buch ist ein Schlag in den Bauch, für jeden, der wirklich auf der Flucht ist und Hilfe braucht. Und es ist auch ein Schlag in den Bauch, für jeden, der Hilfe leistet und damit an seine Grenzen geht. Und das gerade jetzt in einer Zeit, wo wirkliche Katastrophen sich in Europa abspielen, wo wirklich viele Menschen nicht mehr weiter wissen und froh sind, ein Zeltdach über dem Kopf zu haben.

Ich hatte nach dem Lesen des Buches wirklich Bauchschmerzen. Es ist richtig, dass Flüchtlingen geholfen wird, nein werden muss!!! – ich unterstütze das auch bestmöglich. Aber wenn die Hilfsbereitschaft auf diese Art und Weise ausgenutzt wird, dann finde ich das einfach nur übel. Auch wenn man meint, gut, das Buch wurde aus der Sichtweise eines Kindes geschrieben. Die Autorin ist mittlerweile 30 Jahre alt und sollte sich dann doch von kindlichen Sichtweisen getrennt haben und da sie Journalismus studiert hat, wird sie auch um all das derzeitige Flüchtlingselend wissen.

Ich kann hier nur einen Stern vergeben – für den ganz netten Beginn des Buches.