Die Reise der Familie Friedmann

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aennie Avatar

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Besserland erzählt die Geschichte der Autorin Alexandra Friedmann. Ihre Familie stammt aus der weißrussischen Stadt Gomel. Mitte der 1980er Jahre wird das Leben in der Sowjetrepublik für die Friedmanns zunehmend schwieriger. Von der misswirtschaftenden Planerfüllung geraten sie durch die ersten Gehversuche unter der Perestroika ins Straucheln. Mutter Lena gibt ihre Anstellung auf, um Vater Edik in der Selbständigkeit als Maler und Lackierer zu unterstützen, doch das Unternehmen scheitert. Arbeits- und perspektivlos beschließt die Familie wie einige andere aus ihrem Umfeld noch vor dem Fall des eisernen Vorhangs das Glück im Westen zu suchen. Ziel ist New York, da einige der jüdischen Familien dort Verwandtschaft besitzen. Nach den skurrilen Beschaffungsmaßnahmen für Visa und Zugtickets geht es also los, Familie Friedmann macht sich auf, den Westen zu erobern. Zurück bleibt unter anderem Oma Anna, Ediks Mutter, die jüdisch-fatalistisch davon überzeugt ist, ihren Edik niemals mehr wieder zu sehen und einen einsamen Tod in der weißrussischen Provinz zu erleiden. Nach einigen Hindernissen während der Reise landet die Familie schließlich in einem Auffanglager in Deutschland und beschließt, das das wohl Westen genug sein könnte und bleibt. Da sich die Option ergibt, durch ein Gesetz zur erleichterten Asylbewilligung für jüdische Immigranten, eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis in Nordrhein-Westfalen zu erlangen, endet die Reise der Familie in Krefeld. Dort finden sie ein neues Zuhause und nach und nach, allen voran Oma Anna, kommen Eltern und Cousinen den Pionieren nach und beginnen ein neues Leben am Niederrhein.
Besserland ist ein flüssig zu lesender, sehr bildhaft erzählender und unterhaltsamer Roman. Am besten ist er immer dann, wenn Oma Anna im Raum ist oder mindestens 7 Tanten um die Wette mit den Kindern (und Eisbär Mischka) durch die Bude toben. Herrlich auch die Schilderungen der sowjetischen Bürokratie und dann andererseits die erste Begegnung mit Nutella und die Überquerung der A2… Der Roman hat mir gut gefallen, ist aber auch schnell durch gelesen. Da er auch tatsächlich eine Geschichte zu erzählen hat, ist das mitunter anrührend und nicht nur eine rein humorvolle Schilderung. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, und es wäre sicher interessant, von ihr bald weiteres - auch fiktives - zu lesen.