Die Reise einer Familie nach Besserland

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miro76 Avatar

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Alexandra Friedmann erzählt uns hier die Geschichte ihrer Familie. Alles beginnt in Gomel, in der Nähe von Kiew, wo Papa Edik Friedmann geschickt die Anfänge der Perestroika nutzt und mit einem Freund eine der ersten privaten Kooperativen gründet. Wirtschaftlich läuft alles noch recht kommunistisch ab und so wandert ein großer Teil des Geldes und die Taschen der Auftraggeber erfundener Aufträge und ein ebenso beträchtlicher Teil in die eigene Tasche. Familie Friedmann bringt es zu einem gewissen Wohlstand, bis das Kartenhaus in sich zusammenbricht.
Papa Edik träumt vom Westen und seine Frau Lena lässt sich schnell überzeugen, denn nichts liegt ihr ferner als Untätigkeit. Also beginnen die komplexen Reisevorbereitungen: über Polen und Wien soll es nach Italien gehen; von da weiter nach Amerika.
Da nicht alles nach Plan läuft und Familie Friedmann eigentlich schon in Wien recht begeistert vom Westen ist, lassen sie sich nach Deutschland schmuggeln.
Und dort erwartet sie tatsächlich Besserland. Familie Friedmann hat eine Menge Glück. Durch Zufall finden sie in Klaus Krämer einen guten Freund, der ihnen bei Behördengängen hilft, ihnen erste Deutschkenntnisse übermittelt und schließlich sogar eine Wohnung für sie findet.
Da alles so gut läuft, wird der Rest der Sippschaft nachgeholt und nur ein gutes Jahr später sitzen alle wiedervereint am Tisch und feiern mit alten und neuen Freunden Silvester.
Fast wie in einem Märchen ist diese Emigration verlaufen. Es gab nur kleine Hindernisse zu überwinden.
Es ist kaum zu glauben, dass es auch solche Geschichten gibt. Natürlich darf man nicht vergessen, dass eine große Portion Mut dazugehört, seine gewohnte Umgebung zu verlassen und in einem neuen Land mit neuer Sprache völlig neu anzufangen. Familie Friedmann hat Pioniergeist bewiesen, alle Familienmitglieder konnten sie recht offen den Herausforderungen stellen und sich somit gut in Deutschland integrieren.
Alexandra Friedmann erzählt ihre Geschichte recht anekdotenreich. Viele lustige Szenen spielen sich hier ab. Wir bekommen auch einen guten Eindruck vom Leben im kommunistischen Russland mit all seinen Facetten. Wir erfahren zu Beispiel, wie man am besten an Westware kommt, wieviele Stadien eine Jeans durchlaufen kann und noch eine Menge mehr.
Alles in allem ist Besserland ein lustiger Roman über die Reise einer Familie in ein neues und besseres Leben. Da diese Reise unter einem sehr guten Stern gestanden hat, ist sie recht locker zu lesen. Leider erfahren wir relativ wenig darüber, wie es der Autorin, die ja noch ein kleines Mädchen war, damals eigentlich ergangen ist. Was sie dabei empfunden hat, kommt meiner Meinung nach etwas zu kurz. Aber vielleicht kann sie sich auch gar nicht so gut daran erinnern und kennt die Geschichte auch nur aus den Erzählungen und Anekdoten.