Ein Besserland wie aus dem Bilderbuch?

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sikal Avatar

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Die Geschichte beginnt im russischen Gomel in den 80er Jahren, wo Familie Friedmann ein für damalige Verhältnisse und zu Beginn der Perestroika ganz angenehmes Leben führt. Papa Edik gründet mit seinem Freund eine private Kooperative, in der auch Mama Lena mitarbeitet. Sie leben mit und durch Korruption ganz gut bis eben alles auffliegt. Nach einigem Hin und Her beschließt Familie Friedmann in den Westen auszuwandern, am besten nach Amerika – von dort hörten sie bereits tolle Geschichten von wirtschaftlichem Aufschwung und sozialem Status. Mit großem Aufwand beginnt nun die große Reise, zum Glück mit einer befreundeten Familie – denn, dass es eine Reise ins Unbekannte, in ein großes Abenteuer wird, versteht sich von selbst. Ebenso steht der amerikanische Traum bald nicht mehr im Fokus, nachdem alle Reisenden vom westlichen Wien bereits begeistert sind. Doch bis sie letztendlich zu einem strukturierten Familienleben finden, ist es noch ein langer Weg und bedarf der Mithilfe von guten Freunden.

Die Autorin schildert diese Reise aus Sicht des kleinen Mädchens, das sie damals war. Es berührt, fesselt und lässt den Leser mitfiebern, ob wohl alles klappt. Wenn man im Westen geboren und aufgewachsen ist, mag man sich gar nicht vorstellen, wie eine solche Reise von Pleiten, Pech und Pannen durchzogen sein kann – immer den Fokus auf das Kind gerichtet, dem es ja besser und letztendlich nicht schlechter gehen soll. Welche alltäglichen Abläufe von uns als selbstverständlich hingenommen werden, wie z.B. das Erreichen eines Supermarktes, wenn die Autobahn im Weg ist.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr humorvoll und fast ein wenig überschwänglich, trotz der vielen Schwierigkeiten schwappt keine negative Stimmung über. Als Leser ist man schnell gefesselt und wartet gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte, oft mit einem Schmunzeln durch die vielen Anekdoten, an denen uns Alexandra Friedmann teilhaben lässt.

Die Charaktere/Familienmitglieder sind sehr facettenreich beschrieben und haben eben auch alle ihre Macken, wie z.B. Tante Rose, die aus Spiegeleiern die Zukunft vorhersagt.

Fazit: Eine wunderbare Geschichte, die mit Humor punktet und trotzdem mit Tiefsinn vermittelt, dass Fremdenfeindlichkeit keine leere Floskel ist.
Volle Leseempfehlung für diesen fabelhaften Roman.