Schlaraffenland?

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herbert grießhammer Avatar

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Besserland beschreibt eine Geschichte, wie sie wohl so oder ähnlich schon tausendmal passiert ist und immer noch passiert. Nun, das Ganze kann man schnell umreißen: Man schreibt das Jahr 1988. Die Sowietunion ist im Umbruch. Perestroika und Glasnost ist ausgerufen. In Weißrussland lebt eine jüdische Familie, Vater, Mutter und die vierjährige Tochter Alexandra. Hinzu kommt eine umfangreiche Verwandschaft. Diverse Geschäfte zur Aufbesserung des Lebensstandards scheinen schief zu laufen. Da beschließt man, der Heimat den  Rücken zu kehren. Man will in den goldenen Westen. Nicht aus ideologischen oder politischen Gründen, nein, man will einfach ein besseres Leben.  Ein Ausreiseantrag mit Ziel Amerika wird gestellt.  Die Ausbürgerung wird nicht ohne Schwierigkeiten von statten gehen. Der Verlust de Arbeitsplatzes ist nur eine Folge. Trotz aller Widrigkeiten erhält man Ausreisepapiere und Zugtickets. Über Wien kommt die Familie Friedmann als Wirtschaftsflüchtlinge in die Bundesrepublik. Sie landet schlussendlich in Krefeld. Mittlerweile schreibt man das Jahr 1990, die DDR und die alte Sowietunion existieren nicht mehr. Der Familie Friedmann gefällt es in Krefeld so gut, daß die Amerika-Pläne aufgegeben werden. Man beschließt, in Deutschland zu bleiben. Doch nicht genug: Nach und nach wird die gesamte Verwandschaft aus Weißrussland nachgeholt. Damit schließt die Geschichte, die sich eigentlich ganz amüsant liest. Gäbe es da nicht einige Dinge, die mir schon sauer aufstoßen. Die Schlitzorigkeit der  Protagonisten könnte man dabei noch hinnehmen. Aber die Unverfrorenheit, mit der deutsche Behörden belogen werden, ist schon bemerkenswert. Doch wenn von behördlichen Diensttelefonen kostenfrei mit den Verwandten in Russland telefoniert wird und niemand soll es gemerkt haben, dann ist das schon ein starkes Stück. Auch wird da so nebenbei mit hohen Regierungsstellen korrespondiert. Wenn man bedenkt, daß die Autorin dies alles selbst erlebt haben will, wird dem Leser doch allerhand zugemutet. Ma könnte das Buch als Aufruf an alle Auswanderungswilligen auffassen: Kommt nach Deutschland, das Schlaraffenland! Hier werden die Behörden alles glauben, was man ihnen auftischt. 

Meiner Meinung nach wird in diesem Buch mit dem Thema Auswanderung viel zu leichtfertig umgegangen. Den bereits hier lebenden ausländischen Mitbürgern wird damit bestimmt kein Gefallen getan.