Zwischen Regen und Vertrautheit

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noi187 Avatar

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Der Schreibstil ist unaufgeregt und sehr nah an der Ich-Erzählerin. Er wirkt natürlich, feinfühlig und in kleinen Beobachtungen absolut lebendig. Die Szenen wirken wie sanfte Wellen: ruhig, dann wieder überraschend warm – etwa wenn Sickan sich im fremden BH öffnet und gleichzeitig innere Fragen auftauchen (“Bisher bin ich hetero.”). So erzeugt die Sprache eine zarte Spannung, in der jede Geste Gewicht hat.

Die Spannung entsteht nicht durch actionreiche Ereignisse, sondern durch subtile zwischenmenschliche Dynamik. Die Begegnung zwischen Sickan und Hanna – ausgelöst durch einen Moment des Teilens und Gewahrseins – ist spannend, weil sie emotional echt wirkt. Die Andeutung von Unsicherheit, Nähe und neuen Gefühlen zieht den Leser fast unbemerkt hinein.

Die Charaktere: Sickan ist charmant unsicher – sozial zurückhaltend, aber mit innerem Beobachtungstalent, spürbar reflektierend. Hanna wirkt roh und ungeschönt: fettiger Haaransatz, grelles Make-up, ungekonnter Stil – und dennoch irgendwie magnetisch. Ihre Präsenz ist ungefiltert. Diese Figurenkonstellation verspricht eine spannende, emotionale Annäherung zwischen zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten.

Ich erwarte von der Geschichte eine Alltags-Intimität: eine Entwicklung einer Freundschaft (oder mehr), die behutsam erkundet wird – mit Unsicherheiten, innerem Wachstum und der Akzeptanz von Andersartigkeit. Ich möchte erleben, wie Sickan ihr introvertiertes Ich überwindet und Hanna vielleicht weicher wird, ohne ihre Stärke zu verlieren.

Ich würde auf jeden Fall weiterlesen, weil mich diese erzählerische Ruhe mit emotionaler Resonanz fasziniert. Es ist ein leises, aber klares Versprechen auf Nähe, Selbstfindung und vielleicht zögernde Liebe – ganz ohne Pathos, dafür mit viel Herz. Das spricht mich tief an.