Coming-of-Age in Stockholm

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karolina_hruskova Avatar

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Anfangs wusste ich lange nicht, wohin mich der Roman führen möchte. Man lernt Sickan kennen, begleitet sie durch ihren Alltag in Stockholm. Worauf die Geschichte abzielte, hat sich parallel ganz sachte aufgebaut.

Schnell hingegen mochte ich Jenny Mustard Schreibstil. Ich war damit nah an den Figuren, habe ihre Gedanken und Gefühle eingängig vermittelt bekommen. An den richtigen Stellen änderte sich der Stil, man driftet mit Sickan ab, dreht sich im Kreis, die Umgebung verschwimmt. Jenny Mustard hat mich alles bedingungslos glauben lassen, was ich gelesen habe.

In teilweise schmerzhaften Erinnerungen blickt man mit Sickan gemeinsam auf Erlebnisse ihrer Jugend zurück, die Traumata verursacht haben. Oft habe ich den Eindruck gehabt, dass Sickan mit diesen Kapiteln abschließen und drüber stehen wollte. Stockholm hat ihr immerhin die Möglichkeit geboten, sich neu zu definieren. Ein Reset. Sickan war dabei sehr um Distanz bemüht, jedoch war der Einfluss ihrer Vergangenheit trotzdem in ihrem Wesen stark bemerkbar.

In Stockholm selbst ist Sickan trotz ihrer Neuerfindung von Selbstzweifeln geplagt, findet neue Freunde, setzt sich mit Loyalität auseinander und verliebt sich. Ich mochte es sehr, sie auf ihrem Weg mit all den damit verbundenen Emotionen und Begegnungen zu begleiten. Jenny Mustard hat durch Sickan viele wichtige Themen natürlich zusammengefasst, die wahrscheinlich jeden Menschen in diesem Alter beschäftigen.

»Beste Zeiten« sind genau das: beste Zeiten im Leben, ein neuer Lebensabschnitt, neue Erfahrungen, neue Freunde, neue Gefühle und Ängste. Ein Coming-of-Age-Roman, der Fiktion und Realität verschwimmen lässt, der sich so nahbar und glaubwürdig anfühlt. Von Anfang bis Ende einfach nur gelungen!