gute Zeiten

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Beste Zeiten habe ich gelesen, weil mir der Vorgänger Okaye Tage sehr gut gefallen hat – und auch dieses Buch konnte mich überzeugen. Jenny Mustard bleibt ihrem ruhigen, beobachtenden Erzählstil treu und fängt erneut sehr feinfühlig eine Lebensphase ein, in der alles möglich scheint und gleichzeitig nichts wirklich sicher ist.

Im Mittelpunkt steht Sickan, Anfang zwanzig, die ihr altes Leben in der schwedischen Provinz hinter sich lässt und voller Erwartungen nach Stockholm zieht. Endlich weg von Enge, Ausgrenzung und lieblosen Beziehungen, endlich hinein in ein Leben, das nach Freiheit, Freundschaften, Partys und neuen Versionen ihrer selbst klingt. Doch schnell wird klar, dass ein Ortswechsel allein nicht alle Unsicherheiten verschwinden lässt. Die Frage, wie „Leben“ eigentlich funktioniert und wie man wirklich dazugehört, zieht sich leise, aber konstant durch die Geschichte.

Besonders mochte ich, wie ehrlich und unaufgeregt Mustard Sickans innere Gedanken und Zweifel schildert. Vieles fühlt sich sehr nahbar an, gerade wenn man selbst ähnliche Übergangsphasen erlebt hat oder kennt. Gleichzeitig passiert nach außen hin nicht allzu viel – wer eine stark plotgetriebene Geschichte erwartet, könnte das Buch als langsam empfinden.

Insgesamt ist Beste Zeiten ein stimmiger, atmosphärischer Roman über Selbstfindung, Erwartungen und das Erwachsenwerden. Für mich eine gelungene Fortsetzung im Geiste von Okaye Tage – ruhig, nachdenklich und absolut lesenswert, auch wenn es kein 5-Sterne-Highlight war.